Gegenargumente könne man "zerpflücken"

ZdK-Vizepräsidentin: Frauenweihe nicht nur möglich, sondern zwingend

Veröffentlicht am 02.10.2019 um 16:27 Uhr – Lesedauer: 
Claudia Lücking-Michel, Bundestagsabgeordnete der CDU für die Stadt Bonn, am 19. Januar 2015 in Bonn.
Bild: © KNA

Bonn ‐ Zwar leitet Claudia Lücking-Michel beim "synodalen Weg" nicht das Frauenforum, sondern das Forum "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung". Zur Rolle der Frau hat die ZdK-Vizepräsidentin trotzdem einiges zu sagen – und nimmt kein Blatt vor den Mund.

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Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Claudia Lücking-Michel, hält die Frauenweihe in der katholischen Kirche für alternativlos. Der Zugang aller Getauften und Gefirmten zu den Ämtern, die die Kirche bereithalte, sei "theologisch möglich und strukturell nicht nur wünschenswert, sondern zwingend", schreibt Lücking-Michel am Dienstag in einem Beitrag des theologischen Feuilletons "feinschwarz.net". Das gelte auch und besonders unter kritischer Würdigung der biblischen Befunde, der historischen Beispiele und einer überzeugenden theologischen Argumentation. Alle Argumente gegen die Frauenordination könne man dagegen "nicht nur widerlegen, sondern geradezu zerpflücken".

Mit Blick auf den "synodalen Weg" in Deutschland schreibt Lücking-Michel, dass sich dessen Erfolg an der "Frauenfrage" messen lassen müsse. Zwar gehe "die Entwicklung in die richtige Richtung", da es mehr Frauen in Leitungspositionen kirchlicher Organisationen gebe. Allerdings würden nach wie vor viele Führungsämter durch Priester besetzt, ohne dass eine Weihe notwendig ist. "Was ist etwa mit den Chefs der großen Hilfswerke, dem Sekretär der Bischofskonferenz, Akademiedirektoren, kirchlichen Behördenleitern – um nur einige Beispiele zu nennen?", so Lücking-Michel.

Argumente "scheinheilig und schwer erträglich"

Frauen sei der "Zugang zu den entscheidenden Macht- und Funktionsstellen" jedoch nach wie vor nicht gewährt. Vielmehr würden die Anliegen der Frauen als "Machtkampf" bloßgestellt. Das Argument ist jedoch nach Ansicht der ZdK-Vizepräsidentin "scheinheilig und schwer erträglich, wenn es von den 'Mächtigen' den 'Niedrigen' entgegengehalten wird". Den einen werde "nur der Dienst und den anderen die Macht angeboten". Dass es bisher keine Veränderungen gab, liege nicht am Mangel der Argumente, sondern am Mangel des Willens, schreibt Lücking-Michel. Kirchenmänner würden eine "Einschränkung ihrer eigenen Macht" befürchten. Die ZdK-Vizepräsidentin ist überzeugt, dass die Frauen, die am "synodalen Weg" teilnehmen, "viel Kraft und Herzblut" mitbringen, "den Kaffee kochen und die Butterbrote schmieren" würden sie nicht mehr.

Lücking-Michel ist seit 2005 Vizepräsidentin des ZdK. Zusammen mit dem Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann leitet sie das Forum "Macht, Partizipation und Gewaltenteilung". Es ist eines der vier Foren, die der Vorbereitung des "synodalen Weges" dienen. Der Reformprozess selbst soll am ersten Advent beginnen. (mpl)