Polens "Primas des Jahrtausends" Wyszynski vor Seligsprechung
Der Seligsprechung des in Polen als "Primas des Jahrtausends" verehrten Kardinals Stefan Wyszynski (1901-1981) steht nichts mehr entgegen. Papst Franziskus billigte nach Angaben des Vatikan und der Polnischen Bischofskonferenz (Donnerstag) ein Dekret der Heiligsprechungskongregation, das die Heilung einer damals 19-jährigen Polin von Schilddrüsenkrebs im Jahr 1989 auf Anrufung Wyszynskis als Wunder einstuft. Damit sind alle formalen Voraussetzungen für eine Seligsprechung erfüllt.
"Eine große Freude für die Kirche in Polen"
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende Erzbischof Stanislaw Gadecki dankte Franziskus für seine Entscheidung; dies sei "eine große Freude für die Kirche in Polen". Nun könne die Seligsprechung bald erfolgen. Termin und Ort muss der Vatikan noch festlegen. Polens Katholiken schätzen Wyszynski als bedeutendste Kirchenpersönlichkeit des Landes im 20. Jahrhundert nach Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Das Erzbistum Warschau hatte 1989 das Seligsprechungsverfahren begonnen, acht Jahre nach dem Tod des Kardinals.
Von 1948 bis 1981 war Wyszynski der höchste Würdenträger der polnischen Kirche und ein wichtiger Gegenspieler des kommunistischen Regimes in Warschau. Zudem war er ein Förderer des jungen Krakauer Kardinals Karol Wojtyla (1920-2005), der 1978 zum Papst gewählt wurde und als Johannes Paul II. entscheidend zum Sturz des Kommunismus beitrug. Auch Wyszynski wird von seinen Landsleuten hoch angerechnet, dass er die geistige Freiheit gegen die politischen Machthaber in Polen verteidigte. Die Kommunisten steckten ihn von 1953 bis 1956 ohne Prozess ins Gefängnis. Von historischer Bedeutung ist das unter Wyszynskis Leitung 1965 verfasste "Wort der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Brüder im Bischofsamt", mit dem ein tiefer Versöhnungsprozess startete. Zentral waren die Worte: "Wir vergeben und bitten um Vergebung." Es wirkt bis heute in den deutsch-polnischen Beziehungen fort. Papst Franziskus sprach ihm 2017 den sogenannten Heroischen Tugendgrad zu - ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Seligsprechung.
Mit einer Seligsprechung stellt die katholische Kirche durch Urteil des Papstes fest, dass ein gestorbener Mensch vorbildlich aus dem Glauben gelebt hat und Christus in besonderer Weise nachgefolgt ist. Daraus ergibt sich die Empfehlung, diese Person als Vorbild und Fürsprecher bei Gott anzunehmen. Selige werden anders als Heilige nur regional verehrt. (tmg/KNA)