Pfarreireform im Bistum Trier: Kritiker befürchten Austrittswelle
Kritiker der ab 2020 geplanten Großpfarreien im Bistum Trier haben die Diözese zum Stopp der Strukturreformen aufgerufen. Zur Begründung verwiesen sie am Freitag vor Journalisten auf eine von ihnen in Auftrag gegebene Studie. Bei der nach ihren Angaben repräsentativen Befragung von 500 Katholiken des Bistums sagten 63 Prozent, durch die Strukturreform "schafft sich die regionale Kirche letztlich selbst ab".
67 Prozent forderten, Kirchengemeinden dürften nicht "gegen ihren Willen" zusammengelegt werden; 61 Prozent sprachen sich dafür aus, als Kompromiss vorerst bei der aktuellen Struktur von 172 Pfarreiengemeinschaften zu bleiben. 42 Prozent betonten, Bischof Stephan Ackermann werde mit der Zusammenlegung "nicht mehr seinem Hirtenamt gerecht". Zugleich räumten 37 Prozent der befragten Katholiken ein, die Diskussionen um die Großpfarreien bislang nicht wahrgenommen zu haben.
Eine Bistumssprecherin sagte auf Anfrage, man könne die Umfrage nicht kommentieren, da Details der Bistumsleitung bislang nicht vorlägen. Sie betonte, es gebe von vor Ort auch zahlreiche positive Rückmeldungen zu den geplanten Veränderungen. Man sei "sehr interessiert" an den Umfrageergebnissen und deren Methodik. Die Diözese sei sich bewusst, dass die angestoßenen Veränderungsprozesse "auch Konflikte, Spannungen und Kritik" mit sich brächten. Diese Kritik habe auch bereits zu Korrekturen der geplanten Reformen geführt.
Veränderungsprozesse sorgen für Konflikte
Nach langen Diskussionen und den Beratungen einer Bistumssynode soll das katholische Leben in der Diözese Trier künftig neu strukturiert werden. Hintergrund ist ein Rückgang der Katholikenzahlen sowie Priestermangel. Die Pläne der Kirchenleitung sehen vor, die aktuell 887 Pfarreien und 172 Pfarreiengemeinschaften schrittweise durch 35 Großpfarreien ("Pfarreien der Zukunft") zu ersetzen. Die ersten 15 sollen zum 1. Januar kommenden Jahres geschaffen werden.
Seit langem gibt es Proteste gegen die Pläne. Die Initiative "Kirchengemeinde vor Ort" mit Sprecher Harald Cronauer warf dem Bistum vor, die Betroffenen nicht umfassend genug angehört und nicht ausreichend an den Entscheidungen beteiligt zu haben. Die Umfrage zeige, dass Großpfarreien das kirchliche Leben vor Ort gefährdeten. So ergebe eine Hochrechnung aus der Befragung, dass bis zu 60.000 Ehrenamtliche ihr Engagement nicht mehr fortsetzen wollten. 32 Prozent der Befragten hätten angegeben, über einen Kirchenaustritt nachzudenken. (cph/KNA)