Wo es in der Kirche verheiratete Priester gibt
Im Treppenhaus des Pfarrhauses der katholischen St.-Antonius-Kirche in Hamburg-Alsterdorf stehen ein bunter Eimer und Schaufeln, denn hier wohnen Kinder. Pastor Pavlo Vorotnjak lebt zusammen mit seiner Frau Natalia und seinen Kindern Lukas (4) und Melania (6 Monate) auf dem Kirchengelände. Für den katholischen Priester ist das nicht ungewöhnlich, denn er gehört der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche des byzantinischen Ritus an, einer Teilkirche der römisch-katholischen Kirche. In dieser Kirche gibt es zwar den Zölibat, Kandidaten für das Priesteramt haben aber vor der Weihe auch die Möglichkeit zu heiraten. "In der Ostkirche ist es sogar die vorherrschende Form, dass Priester verheiratet sind", sagt Vorotnjak.
"Ich schätze den Zölibat sehr", betont er. Für ihn sei es eine "besondere Berufung". Er wurde mit beiden Riten groß, sang im Chor und war Messdiener im Dom zu Osnabrück, wo er aufwuchs. Er bewundere seine Mitbrüder, die ihre Art der Spiritualität mit dem Zölibat leben. Natürlich habe ein Priester, der zölibatär lebt, keine Familie um sich, auf die er Rücksicht nehmen muss. "Sein ungeteiltes Herz steht der Gemeinde zur Verfügung", sagt Vorotnjak. Nicht immer lägen berufliche Termine günstig in Hinblick auf sein Familienleben. Generell sei aber das Verständnis da, und er erlebe große Unterstützung. Montags ist sein "Ruhetag": Den verbringt er vorzugsweise mit der Familie.
Auch das Erzbistum Hamburg habe ihn wohlwollend aufgenommen, sagt der 44-jährige Theologe. 2014 kam er als Kaplan nach Hamburg – das ist die erste Stelle, die ein katholischer Priester nach der Weihe antritt. Nun ist er Pastor. Seine beiden Kollegen in der Gemeinde leben zölibatär. Es sei ein "völlig normales Miteinander". Alle drei Priester leben im Pfarrhaus, außerdem hat eine syrische Familie dort ihr zu Hause gefunden. "Da herrscht buntes Leben – so wie es in einem Pfarrhaus sein soll."
Ehe Teil der priesterlichen Berufung
Geboren wurde Vorotnjak 1975 in Banja Luka (Bosnien und Herzegowina), er studierte im westfälischen Münster und in Rom. Seine Frau Natalia heiratete er 2013. Sie sei ein Teil seiner priesterlichen Berufung, sagt Vorotnjak. "Wir sind eins durch die Ehe." Sie ist gebürtige Ukrainerin und in der ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche verwurzelt. Daher war es für sie auch selbstverständlich, dass sie vor der Hochzeit einen Brief an ihren Bischof schrieb – das gehört zur Tradition.
In Deutschland gibt es nach Vorotnjaks Einschätzung etwa 20 weitere verheiratete katholische Priester der Ostkirche – die sind jedoch nur für in Deutschland lebende Ukrainer zuständig. Vorotnjak ist regulärer Pastor für die Gemeinde St. Antonius. Er teilt alle Sakramente aus, gestaltet Gottesdienste, tauft Kinder und bereitet Paare auf ihre Trauung vor. Er lerne auch viel von den Paaren, die zu ihm in die Gemeinde kommen. "Teilweise leben sie ja schon länger in einer Beziehung als ich. Wenn ich Ehevorbereitungskurse gebe, sage ich den Teilnehmern: 'Ich gebe diesen Kurs auch für mich.'"