Abtreibung und "Homo-Ehe" nun legal – Kritik von Nordirlands Bischöfen
Die katholischen Bischöfe Nordirlands haben in einer gemeinsamen Erklärung die aktuellen Gesetzesänderungen in Sachen Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe mit deutlichen Worten kritisiert. Mit der am Dienstag in Kraft getretenen weitreichenden Legalisierung von Abtreibungen habe man nun "potenziell eines der liberalsten und unreguliertesten Abtreibungsregime der Welt", heißt es in der Erklärung der Bischöfe. Abtreibungen blieben "eine brutale Verletzung der kostbaren Gabe des Lebens".
Besorgt über rechtliche Neudefinition des Ehebegriffs
Besorgt äußerten sich die Geistlichen auch angesichts der rechtlichen Neudefinition des Ehebegriffs, die homo- und heterosexuelle Verbindungen auf eine Stufe stellt. Die Veränderungen seien "ein trauriger Tag für die Demokratie", heißt es weiter in der Erklärung. Die zerstrittenen nordirischen Parteien hätten "die Zeit und Macht gehabt, diese drakonischen Westminster-Gesetze" zu verhindern.
Britische Parlamentarier hatten im Sommer entschieden, Großbritanniens Gesetzgebung zu Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe ab 22. Oktober auch auf Nordirland auszuweiten. Grund dafür ist das herrschende Machtvakuum in Nordirland. Das Land ist seit Januar 2017 ohne Regierung, weil sich die protestantische Democratic Unionist Party (DUP) und die katholisch-republikanische Sinn Fein nicht über die Eckpunkte einer neuen Koalitionsvereinbarung einigen können.
In einer fünfmonatigen Beratungsphase sollen nun die Rahmenbedingungen für die Schaffung der entsprechenden Abtreibungsdienste im nordirischen Gesundheitssystem erarbeitet werden. Die ersten gleichgeschlechtlichen Hochzeiten sollen ab dem Valentinstag (14. Februar) 2020 möglich sein.
Anders als im Rest Großbritanniens waren Schwangerschaftsabbrüche in Nordirland bislang nur erlaubt, wenn das Leben der Mutter in unmittelbarer Gefahr war. Wenn eine Frau aus Nordirland zur Abtreibung nach Großbritannien reiste, führte der staatliche Gesundheitsdienst den Eingriff seit 2017 kostenfrei durch. Jüngsten Angaben zufolge nutzten dies im vergangenen Jahr 1.053 Frauen, 192 mehr als 2017. (tmg/KNA)