Vorwurf: Danzigs Erzbischof soll seine Priester gemobbt haben
Mehr als ein Dutzend katholische Geistliche werfen dem Danziger Erzbischof Slawoj Leszek Glodz Mobbing, verbale Demütigungen und seelische Misshandlungen vor. Wie die polnische Nachrichtenagentur PAP am Dienstagabend meldete, bestätigten 16 Priester in einem gemeinsamen Brief an den Vatikanbotschafter in Warschau, Erzbischof Salvatore Pennacchio, die zuvor in einer TV-Sendung laut gewordenen Vorwürfe und boten ihre Zeugenaussage an.
Unterzeichnet habe das Schreiben unter anderen der Warschauer Philosophieprofessor und Pfarrer Adam Swiezynski. Zuerst hatte der in Polen bekannte Journalist Tomasz Terlikowski dem privaten Nachrichtensender TVN24 von den Vorwürfen erzählt und gesagt: "Der Erzbischof verhält sich skandalös." Von Erpressung sei die Rede sowie von Einschüchterungen und Demütigungen mit vulgären und verächtlichen Worten.
Bistum: "Anschlag auf den Hirten der Erzdiözese"
Das Erzbistum Danzig wies alle Vorwürfe gegen Glodz zurück. "Wir drücken unsere Empörung und Ablehnung angesichts der vollen Aggression dieser Darstellung aus, die nicht der Realität entspricht", erklärten Weihbischöfe, Mitglieder des Domkapitels und leitende Priester aller Dekanate des Bistums zu der TVN24-Sendung. Durch "anonyme Berichte" sei das Bild des Erzbischofs verzerrt worden. Es handele sich nicht nur um einen "Anschlag auf den Hirten der Erzdiözese", sondern auch um einen "systematischen Angriff auf die Geistlichen und Gläubigen der Erzdiözese Danzig".
Terlikowski erklärte dagegen, wie der Erzbischof seine Untergebenen behandele, sei schon aus dessen Zeit als Militärbischof und als Bischof von Warschau-Praga bekannt. Er verwies darauf, dass Glodz im kommenden Jahr die Altersgrenze von 75 Jahre erreiche und damit Papst Franziskus gemäß dem Kirchenrecht seinen Amtsverzicht anbieten muss. Er gehe davon aus, dass der Papst den Rücktritt annehmen werde.
Der polnische Primas Erzbischof Wojciech Polak sagte dem TV-Sender, für Beschwerden gegen Glodz sei die Vatikanbotschaft in Warschau zuständig. Ihm habe niemand Vorwürfe gegen seinen Danziger Amtsbruder mitgeteilt.
Im vergangenen Jahr hatte es Vorwürfe gegeben, dass Glodz mit dem einstigen kommunistischen Geheimdienst zusammengearbeitet habe. Einen entsprecheneden Zeitungsbericht wies der Erzbischof zurück. "Ich bin ein Opfer der Bespitzelung gewesen, bin aber nie eine Zusammenarbeit mit den kommunistischen Diensten eingegangen", betonte er damals. Die Warschauer Zeitung "Rzeczpospolita" hatte berichtet, der Militärgeheimdienst habe Glodz in den 1980er Jahren als Informant eingestuft. Damals war er Mitarbeiter der vatikanischen Ostkirchenkongregation. (tmg/KNA)