Zahlreiche Berliner Gotteshäuser müssten dringend saniert werden

Evangelische Kirche warnt vor Verlust wertvoller Kirchen

Veröffentlicht am 01.11.2019 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Die evangelische Kirche schlägt Alarm: Viele Gotteshäuser in Berlin sind akut vom Verfall bedroht. Um die kultur- und stadthistorisch wertvollen Gebäude zu retten, benötige die Kirche Hilfe von Bund und Land.

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Die evangelische Kirche in Berlin hat mit Blick auf die Bundeshauptstadt vor dem Verlust zahlreicher kultur- und stadthistorisch wertvoller Gotteshäuser aus der Kaiserzeit gewarnt. "Obwohl viele Kirchen inzwischen denkmalgerecht saniert werden konnten, gibt es noch 19 Kirchgebäude, die zu verfallen drohen, wenn sie nicht instand gesetzt werden", teilte der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte am Freitag mit. Zu diesem Ergebnis sei eine durch den Kirchenkreisverband Berlin-Mitte-Nord in Auftrag gegebene Studie gekommen.

"Allein aus eigenen Kräften können Kirchengemeinden diese enorme Bauaufgabe nicht bewältigen – auch nicht mit Unterstützung des Kirchenkreises und der Landeskirche", sagte Peter Storck, stellvertretender Superintendent im Kirchenkreis Berlin Stadtmitte und Mitinitiator der Studie. Die ermittelten Kosten für die denkmalgerechte Instandsetzung der Kirchengebäude würden auf mindestens 60 Millionen Euro geschätzt. Dafür benötigten die Gemeinden finanzielle Unterstützung – auch auf Bundes- und Landesebene.

Kirche entwickelt Masterplan für die Rettung

Um die Kirchen zu retten wird laut dem Kirchenkreis derzeit ein Masterplan entwickelt, um den weiteren Verfall und das Fortschreiten der Schäden an den sanierungsbedürftigen Kirchengebäuden zu stoppen. "Wir sehen es als unsere gesellschaftliche Aufgabe, diese Gebäude zu erhalten", betonte Storck. Kirchen seien zum einen als Gottesdienstorte offen für Andacht und Stille. In zahlreichen Gemeinden erfüllten sie aber auch die Funktion sozialer und kultureller Zentren.

Bis zum Ende der Monarchie 1918 entstanden mit maßgeblicher Unterstützung durch Kaiser Wilhelm II. vornehmlich in den damaligen Berliner Arbeiterbezirken mehr als 40 evangelische Kirchen. Die Größe der Bauwerke orientierte sich dabei an der wachsenden Einwohnerzahl der Stadt und den wachsenden Kirchgemeinden. Die Gotteshäuser wurden in einer Zeit beispiellosen wirtschaftlichen Aufbruchs errichtet und sind heute bauliche Zeugnisse dieser Epoche. Die Entwicklung der Kirchenarchitektur von der Gründung des Kaiserreichs über die Jahrhundertwende bis hin zum Ersten Weltkrieg ist anhand der Kirchengebäude noch heute im Stadtbild ablesbar. (stz)