Kohlgraf: Das Fegefeuer ist kein Ort der Qual
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf plädiert für eine positive Vorstellung vom göttlichen Gericht nach dem Tod: Die Grundfarbe des christlichen Jenseits sei hell, sagte er an Allerseelen bei einem Gottesdienst in Mainzer Dom. "Christus ist nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten". Im Tod begegne Jesus den Menschen nicht als strenger Richter, der über ihnen throne und sie von oben herab behandele, sondern in Liebe und Zuwendung. Gleichwohl sei der Tod ein Augenblick der Selbsterkenntnis, wie das eigene Leben verlaufen sei — und das könne auch schmerzlich sein. Die Christen sollten "die Rede vom Gericht" ernst nehmen, aber keine Angst davor haben.
Ein Akt der Selbsterkenntnis
Auch das Fegefeuer sei eher als persönliche Läuterung zu verstehen. Es sei kein Ort, den Gott erfunden habe, um Menschen zu quälen, sondern es sei eine "Begegnung, ein Akt der Selbsterkenntnis und Veränderung". Wer für Verstorbene bete, müsse nicht einen zornigen Richter gnädig stimmen, sondern es gehe darum, den Toten zu stärken, mit ihm in Verbindung zu bleiben.
An Allerseelen gedenken die Katholiken ihrer Verstorbenen. Sie beten für die Toten, die sich, wie die Kirche annimmt, in einem Reinigungszustand befinden und volle Gemeinschaft mit Gott noch nicht erreicht haben. Allerheiligen am 1. November gedenkt - wie der Name bereits verrät - aller Heiligen. (gho)