"Keine Zeit mehr": Katholische Frauen gründen internationale Allianz
Hand in Hand stehen 600 Menschen rund um den Kölner Dom. Sie bilden eine Menschenkette, die die Kathedrale symbolisch umarmt. Männer- und Frauenhände greifen ineinander für eine gemeinsame Sache: Dem Anliegen, Frauen eine stärkere Stimme in der Kirche zu geben. Mit solchen Aktionen haben Bewegungen wie "Maria 2.0" in der letzten Zeit landauf, landab von sich reden gemacht. Diese Bewegungen und Verbände bedienen sich oft unterschiedlicher Mittel – seien es plakative Aktionen wie der Kirchenstreik von "Maria 2.0" oder die politische Arbeit etwa der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Sie alle teilen aber gemeinsame Ziele. Hand in Hand wollen Einzelfrauen, Initiativen sowie Frauengemeinschaften und -orden aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein diese Ziele jetzt auch inhaltlich gemeinsam weiterverfolgen. Deshalb haben sie ein internationales Netzwerk gegründet, das bisher allerdings noch ohne Namen auskommen muss. Angesichts der "katastrophalen Kirchenkrise" sei es an der Zeit, notwendige Reformen in Angriff zu nehmen, schreibt etwa die Gläubigenorganisation "Voices of Faith" in einer Pressemitteilung.
"Wir Frauen haben keine Zeit mehr zu warten. Wir stehen gemeinsam auf und setzen uns mit aller Macht dafür ein, dass die Kirche Zukunft hat – lebensfreundlich und frauengerecht", sagte Chantal Götz von "Voices of Faith" auf dem ersten Treffen der Allianz am vergangenen Wochenende in Stuttgart. "Wir rufen alle Frauen auf: Nutzt eure positive Macht zur Veränderung!" Gemeinsam habe man bereits Kernthemen bestimmt. Diese sollen jetzt in kleineren Gruppen ausgearbeitet werden. Das Ziel: "innerkirchliche Blockaden zu überwinden". Diese Kernthemen seien unter anderem: Sakramententheologie und Ämterstruktur, Kriterien und Transparenz bei Bischofsweihen sowie Stellenbesetzungen.
Erfahrungen aus jahrzehntelangem Einsatz
Treibende Kraft der Frauen-Allianz ist "Voices of Faith". Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehören außerdem neben dem Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB), den Frauenverbänden der Schweiz und Österreichs sowie der Bewegung "Maria 2.0" auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). "Als kfd bringen wir Erfahrungen aus unserem jahrzehntelangen Einsatz für eine geschlechtergerechte Kirche ein und freuen uns auf die Zusammenarbeit", sagte die stellvertretende kfd-Bundesvorsitzende Monika von Palubicki.
Maria Mesrian von "Maria 2.0" zeigte sich nach dem Treffen in Stuttgart froh über die Zusammenarbeit der Gruppen, besonders mit den Ordensfrauen und "Voices of Faith". "Das hebt die Forderungen unserer deutschen Reformbewegung noch einmal auf eine ganz andere Ebene", sagte Mesrian gegenüber katholisch.de. Es habe sie sehr bestärkt zu erleben, dass Frauen in verschiedenen Ländern die gleichen Forderungen stellen, sagte sie. Auch inhaltlich würden die Frauen in Arbeitsgruppen jetzt fokussierter an den Kernthemen arbeiten. "Unser großes Ziel ist eine eigene Synode, die wir selbst einberufen".
Signale aus Rom geben den Frauen Recht: Auf der Amazonas-Synode im Rom kam der Wunsch auf, der Frauenfrage in der Kirche ein eigenes Format zu widmen. Vielleicht wird das gemeinsame Verhandeln der Frauen über ihren Platz in der Kirche schneller Wirklichkeit, als es heute scheinen mag.