Glaubenseinstellung entscheidet über Kirchenmitgliedschaft

Umfrage: Zwei Drittel brauchen Kirche nicht, um Glauben zu leben

Veröffentlicht am 06.11.2019 um 09:32 Uhr – Lesedauer: 3 MINUTEN

Bielefeld ‐ Was entscheidet über einen Verbleib in der Kirche oder einen Austritt? Dazu gibt eine neue Online-Umfrage Auskunft. Eine häufig genannte Auffassung: Auch ohne die Kirche könne man religiös sein.

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Über den Verbleib in der Kirche oder einen Austritt entscheidet nach einer Online-Umfrage der Evangelischen Kirche von Westfalen in erster Linie die persönliche Glaubenseinstellung der Mitglieder. In der am Dienstag in Bielefeld veröffentlichten Untersuchung erklärten fast 70 Prozent zu den Gründen für ihre Mitgliedschaft, dass ihnen der Glaube etwas bedeute. Zugleich vertraten zwei Drittel die Auffassung, sie brauchten die Kirche nicht, um ihren Glauben zu leben.

An der Online-Befragung im vergangenen Jahr nahmen rund 1.500 Menschen teil. Die Daten wurden von Wissenschaftlern der CVJM-Hochschule Kassel und des Religionspädagogischen Instituts der Universität Siegen ausgewertet. Die Umfrage baut auf einer Studie des Bistums Essen auf. Ziel der Untersuchung mit dem Titel "Bleiben oder gehen?" war es, die Motivation von Menschen zu erforschen, die weiter der Kirche angehören, aber auch die Gründe dafür, dass Menschen zu einem Austritt neigen.

Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gab die eigene Religiosität als Grund für die Kirchenmitgliedschaft an. Rund zwei Drittel engagieren sich unterschiedlich stark in der Kirche. Drei Viertel begrüßen es, dass die Kirche Kindergärten und Schulen unterhält. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sieht die von der Kirche vertretenen Werte als zeitgemäß an. Fast jeder Dritte fühlt sich Gott in der Kirche näher, gut jeder Vierte eher nicht.

Kirche lebe nicht mehr das, was "Jesus eigentlich wollte"

Die Motive für einen Kirchenaustritt sind verschieden, der Entscheidung zum Verlassen der Kirche geht meist ein längerer Prozess voraus. Die Kirchensteuer motiviert gut jeden zweiten Austrittswilligen zu seinen Überlegungen. Deutlich mehr Teilnehmer der Befragung haben aber ein ganz anderes Motiv: 62 Prozent sagten, die Kirche lebe nicht mehr das, was "Jesus eigentlich wollte", weitere 20 Prozent stimmen dieser Aussage teilweise zu.

Ebenfalls häufig verbreitet ist die Einstellung, auch ohne Kirche religiös sein zu können. Zu möglichen Austrittsgründen wurden ausschließlich die rund 300 (20 Prozent) der insgesamt 1.500 Teilnehmer der Studie befragt, die nach eigenen Aussagen zu einem Kirchenaustritt neigten. (epd)