"Religion ist nicht gleich Religion"

Kardinal Marx: Religion wird zunehmend missbraucht

Veröffentlicht am 24.11.2019 um 16:53 Uhr – Lesedauer: 

Tuntenhausen ‐ Weltweit steigt die Zahl der religiösen Menschen. Den Münchner Kardinal Reinhard Marx beruhigt das nicht. Es gehe darum, wie Religion gelebt werde. Man müsse den Glauben als Entwicklung und als Weg der Vertiefung verstehen.

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Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat vor einer Instrumentalisierung von Religion gewarnt. Religion werde in unterschiedlicher Weise benutzt und vermehrt auch missbraucht, sagte der Erzbischof von München und Freising am Sonntag in Tuntenhausen im oberbayerischen Landkreis Rosenheim. Dort feierte Marx laut seiner Pressestelle den Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der Wallfahrtsbasilika Mariä Himmelfahrt. Wichtig sei es, hinzusehen, wie mit Religion umgegangen werde: "Rufen wir damit Hass hervor oder Aufbruch, werden die Menschen dadurch in die Freiheit der Kindschaft Gottes erhoben oder in eine Existenz der Angst niedergedrückt?"

Marx, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, ergänzte: Auch wenn eine Studie der Vereinten Nationen belege, dass 85 Prozent der Menschheit religiös seien, "Tendenz steigend, beruhigt mich das überhaupt nicht, denn Religion ist nicht gleich Religion".

Nicht nur das Gewohnte fortsetzen

Weiter mahnte der Kardinal, Religion dürfe sich nicht darin erschöpfen, nur das Gewohnte fortzusetzen. "Religion ist Revolution, deshalb kann man sich Gott nicht nach eigenen Vorstellungen zurechtlegen." Vielmehr müssten die Menschen den Glauben als Entwicklung und als Weg der Vertiefung verstehen. Es gelte, offen zu bleiben für "Gott als großes Geheimnis", wie es auch Maria getan habe, sagte der Erzbischof mit Blick auf das Gnadenbild der Muttergottes, das in Tuntenhausen verehrt wird.

Die Basilica Minor in Tuntenhausen ist laut Mitteilung eine der wichtigsten Mariengnadenstätten im Erzbistum München und Freising. Das ursprünglich spätgotische Gotteshaus wurde demnach zwischen 1628 und 1629 zu einer dreischiffigen Hallenkirche mit Umgangschor umgebaut, 1630 erneut geweiht und seit 2016 grundlegend statisch instandgesetzt. Die Kirche habe unter anderem einen neuen Ambo und eine neue Orgel bekommen. Zudem sei mit der Restaurierung des Mirakelbild-Zyklus an der Außenseite des Gebäudes begonnen worden. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme beliefen sich auf rund 7,9 Millionen Euro, die Orgel habe zusätzlich 360.000 Euro gekostet. (KNA)