Salesianerorden: Versetzung von Täter nach Afrika schien "angemessen"
Der Salesianerorden in Belgien hat seine Entscheidung verteidigt, den wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Pater Luk Delft als Mitarbeiter der Caritas in die Zentralafrikanische Republik geschickt zu haben. Delfts Versetzung nach Afrika sei im Jahr 2013 als "angemessene Lösung" angesehen worden, sagte der Pressesprecher des Ordens, Pater Carlo Loots, am Mittwoch dem Catholic News Service (CNS). Zugleich betonte Loots jedoch, dass man aus dem Fall gelernt und einige Verfahren geändert habe.
In der vergangenen Woche hatte der amerikanische Nachrichtensender CNN in einer umfangreichen Multimedia-Reportage über neue Missbrauchsvorwürfe gegen Delft berichtet. Dieser habe während seiner Tätigkeit für die zentralafrikanische Caritas mindestens zwei Jungen missbraucht. Der 50-jährige Belgier sei erst von seinen Aufgaben entbunden worden, nachdem man die Leitung des Salesianerordens mit den Vorwürfen konfrontiert habe, so CNN.
Nachrichtensender wirft Orden Vertuschung vor
Laut dem Sender wusste der Orden, der vor allem in der Jugendarbeit engagiert ist, seit vielen Jahren von den pädophilen Neigungen des Paters, da dieser bereits 2012 in Belgien wegen Kindesmissbrauchs und des Besitzes von Kinderpornografie verurteilt worden sei. Das Gericht habe gegen Delft damals unter anderem eine 18-monatige Bewährungsstrafe und ein zehnjähriges Kontaktverbot zu Kindern verhängt. CNN warf dem Orden vor, den Missbrauch des Paters jahrelang vertuscht zu haben. Man habe Delft wiederholt versetzt und ihn schließlich in der Arbeit mit schutzbedürftigen Familien in einem der ärmsten Länder der Welt eingesetzt.
Linktipp: UN beendet Zusammenarbeit mit Caritas in Zentralafrika
Gegen den früheren Caritas-Direktor in der Zentralafrikanischen Republik gibt es schwere Missbrauchsvorwürfe. Nach einer Verurteilung in Belgien soll sich der Pater auch in Afrika an Kindern vergangen haben. Die UN zieht nun Konsequenzen.Loots betonte nun, dass man mit der Versetzung Delfts nach Afrika einer Bitte von Bischof Albert Vanbuel nachgekommen sei. Vanbuel stammt selbst aus Belgien und war von 2005 bis 2015 Bischof der zentralafrikanischen Diözese Kaga-Bandoro. Er habe Delft in einem kirchlichen Flüchtlingslager eingesetzt, seine Aufgabe sei die "Lieferung und Verteilung von Lebensmitteln" gewesen. Loots erklärte weiter, dass Vanbuel über Delfts Hintergrund informiert gewesen sei und sich bereit erklärt habe, ihn vor Ort zu beaufsichtigen. Allerdings habe der Bischof "eindeutig keine Ahnung" gehabt, wie er mit einem Pädophilen umgehen müsse.
Loots: Auch Missbrauchstäter haben eine neue Chance verdient
"Bischöfe und Ordensgemeinschaften haben immer ein großes Problem damit, wie sie mit Missbrauchstätern umgehen sollen", so Loots wörtlich. Man könne die Täter schließlich nicht töten oder auf eine einsame Insel schicken. "Stattdessen müssen wir nach einer Lösung suchen, und die Philosophie ist, dass solche Menschen eine neue Chance verdienen", erklärte der Pater. Mit der Versetzung Delfts nach Afrika habe der Salesianerorden auch auf den Rat der zuständigen Bewährungskommission der belgischen Justiz vertraut. Auch die Kommission habe nicht erkannt, dass Delfts Einsatz in Afrika zu riskant war.
Loots bestätigte Berichte, dass Delft, der seit 2015 Direktor der zentralafrikanischen Caritas war, inzwischen wieder in Belgien sei und in der Salesianergemeinde in Boortmeerbeek beaufsichtigt und behandelt werde; es gebe dort "keine Aktivitäten mit Jugendlichen". Zugleich erklärte der Sprecher, dass der Orden seine Sicherheitsrichtlinien verbessert habe. Außerdem habe man gelernt, noch sensibler mit Missbrauchsfällen umzugehen. Als man Delft nach Afrika entsandt habe, habe man gedacht, die richtige Entscheidung zu treffen. "Aber wir müssen erkennen, dass es in diesem Moment nicht genug war, unser Bestes zu geben", so Loots. (stz)