Berufungsverfahren hat begonnen

Kardinal Barbarin vor Gericht – sieht sich weiterhin nicht "schuldig"

Veröffentlicht am 29.11.2019 um 09:55 Uhr – Lesedauer: 

Lyon ‐ Er soll Missbrauch vertuscht haben und wurde dafür verurteilt: Doch Kardinal Philippe Barbarin legte Berufung ein und erklärte sich erneut vor Gericht. Schuld? Nein. Doch er räumte gewisse "Irrtümer" ein.

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Der wegen Nichtanzeige eines Geistlichen verurteilte Lyoner Kardinal Philippe Barbarin (69) sieht sich weiter als nicht "schuldig" an. In seinem am Donnerstag begonnenen Berufungsverfahren habe er zwar "Irrtümer" eingeräumt, berichten französische Medien aus Lyon. Er habe aber nicht von einer "Schuld" im juristischen Sinn gesprochen.

Barbarin war im März zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er hatte einen Priester nicht angezeigt, der zwischen 1970 und 1991 zahlreiche Minderjährige sexuell missbraucht haben soll. In Frankreich besteht eine strafbewehrte Pflicht, Verdachtsfälle von Missbrauch der Justiz zu melden. Barbarin legte damals Berufung gegen das Urteil ein.

"Monströser" Sonderfall

Im Berufungsverfahren sagte Barbarin aus, den beschuldigten Priester nie mit der Frage konfrontiert zu haben, was genau er den Kindern angetan habe. Dies fragte er jedoch eines der Opfer, Alexandre Hezez, der sich ihm offenbarte. Barbarin charakterisierte den Fall des beschuldigten Priesters in der Anhörung als "monströsen" Sonderfall. Der Geistliche, dessen Taten Barbarin zwischen 1970 und 1991 nicht angezeigt hatte, wurde im Juli 2019 aus dem Klerikerstand entlassen. Am 13. Januar beginnt sein Prozess.

Vor der Anhörung äußerte sich Barbarins Anwalt gegenüber französischen Medien zuversichtlich, einen Freispruch für seinen Klienten erwirken zu können. Seit dem Schuldspruch lässt Barbarin sein Amt als Erzbischof von Lyon ruhen. Papst Franziskus hatte ein Rücktrittsangebot unter Verweis auf die "Unschuldsvermutung" abgelehnt.

Vor einer Woche hatten mehrere französische Zeitungen über Missbrauchsvorwürfe gegen Barbarin selbst berichtet. Zwischen 2006 und 2012 soll er einen ehemaligen Seminaristen sexuell belästigt haben, hieß es. Der Betroffene habe ein zwölfseitiges Zeugnis an die nationale Aufklärungskommission für sexuellen Missbrauch in der Kirche (CIASE) geschickt. Barbarin wolle sich dazu zunächst nicht äußern. (tmg/KNA)