Kardinal Marx und ZdK-Vizepräsidentin Kortmann entzünden Kerze

Katholischer Reformprozess "synodaler Weg" in Deutschland eröffnet

Veröffentlicht am 01.12.2019 um 12:32 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ "Kein geschlossenes System, keine Zitadelle, die sich einmauert": Zum Auftakt des "synodalen Weges" warb Kardinal Reinhard Marx in München um Offenheit. Nur so könne man die durch den Missbrauchsskandal verlorene Glaubwürdigkeit wiedererlangen.

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Mit Gottesdiensten in vielen großen Bischofskirchen ist am Sonntag ein neuer Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland eröffnet worden. Zum Beginn des "synodalen Weges" entzündeten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, im Münchner Liebfrauendom gemeinsam eine Synodalkerze. Beide gehören auch dem Präsidium des Synodalen Wegs an. Nach dem symbolischen Auftakt steht vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2020 die erste Synodalversammlung in Frankfurt an. Diese soll wie alle anderen Beratungen auch live im Internet übertragen werden.

Mit dem auf zwei Jahre angelegten "synodalen Weg" wollen die Bischöfe und das ZdK über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist es, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Höchstes Gremium des Prozesses ist die Synodalversammlung mit mehr als 200 Frauen und Männern. Bis Mitte Dezember soll die Teilnehmerliste komplett sein.

Kardinal Marx sagte in seiner Predigt, es gehe darum, aufeinander zu hören und auch bei unterschiedlichen Meinungen zur Einmütigkeit zu finden. "Nach der schrecklichen Erfahrung, dass sexueller Missbrauch in der Kirche stattgefunden hat", gelte es nun, "Gefährdungen systemischer Natur" anzuschauen, etwa "falsche Herrschaftsorgansiationen"., ergänzte der Kardinal. Um wieder glaubwürdige Zeugen der Freude und der Hoffnung zu sein, "müssen wir manche Hindernisse beseitigen".

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Dabei müsse, so Marx weiter, die Einheit mit der Weltkirche und dem Papst bewahrt werden. Und ohne Offenheit für das Wirken des Heiligen Geistes und ohne eine Atmosphäre des Gebets könne der "synodale Weg" nicht fruchtbar sein. Die Kirche sei dabei "kein geschlossenes System, keine Zitadelle, die sich einmauert", sondern das Volk Gottes, das miteinander unterwegs und offen sei für neue Erfahrungen.

Viele Katholiken hoffen auf konkrete Veränderungen

"Glaubwürdigkeit ist absolut notwendig und die wollen wir wiedergewinnen durch unsere selbstkritische Arbeit", betonten Kardinal Marx und ZdK-Präsident Thomas Sternberg in einer gemeinsamem Videobotschaft zum Auftakt. Zugleich riefen sie alle Katholiken auf, sich aktiv zu beteiligen, etwa über die neue Internetseite "www.synodalerweg.de".

Umstritten ist, wie verbindlich die Beschlüsse der Beratungen sein können. Viele Katholiken hoffen auf konkrete Veränderungen und sehen darin eine der letzten Chancen, die aktuelle Krise zu überwinden. Andere verweisen darauf, dass gerade die besonders strittigen Themen nicht in Deutschland entschieden werden könnten; dies könne nur zusammen mit dem Vatikan und mit Blick auf die Weltkirche geschehen. (KNA)