Bode zur Frauenfrage: Lebenswirklichkeit muss sich in der Lehre finden
Bezüglich der Frauenfrage in der katholischen Kirche hat der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode betont, die Glaubenslehre müsse sich auf die Lebenswirklichkeit der Menschen beziehen. "Kirchliche Lehre sucht nicht nur die Resonanz bei den Menschen, sondern das Menschliche muss auch Resonanz in der Lehre finden", sagte Bode in einem Interview mit dem theologischen Internetblog "feinschwarz.net" am Mittwoch. Das Zweite Vatikanische Konzil habe verdeutlicht, "dass die Pastoral nicht nur die 'Anwendung' der Dogmatik ist, sondern selbst wieder auf die Dogmatik zurückwirken muss". Die Lebenswirklichkeit bezeichnete der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) als "Quelle theologischer Erkenntnis".
Vom am ersten Advent begonnenen "synodalen Weg" erhoffe Bode sich, dass es zu "echten Veränderungen" komme – auch mit Blick auf die Beteiligung von Frauen. Der Reformprozess müsse darüber hinaus "Antworten geben auf systemische Hintergründe des Missbrauchs". Dazu gehörten "die Fragen nach dem Umgang mit Macht in der Kirche, nach der priesterlichen Existenz und Lebensform, nach dem Miteinander von Frauen und Männern und nach einem gelingenden Leben durch eine Beziehungsethik in Sexualität und Partnerschaft", so Bode. Diese Themen beträfen die Glaubwürdigkeit der Kirche, die eine Voraussetzung der Evangelisierung sei. Nach Vermittlung der Beschlüsse des "synodalen Wegs" als Voten nach Rom hoffe der Oberhirte auf "eine geschwisterliche Antwort, etwa die Einladung zu einer regionalen Synode".
Bode äußerte sich anlässlich der Verleihung des Ehrendoktorrates der Universität Luzern an ihn und die Osnabrücker Theologin Margit Eckholt. Die Professorin betonte, die wissenschaftliche Theologie müsse "die Argumente immer wieder neu einspeisen", die das Zweite Vatikanische Konzil vorbereitet und die feministische Theologie seit den 1970er Jahren erarbeitet hat. Diese Argumente begründeten die Berufung aller und legten "jeglicher Diskriminierung den Riegel" vor. Bewegungen wie "Maria 2.0", die Frauen in kirchlichen Leitungspositionen fordern, müssten gestärkt werden. Sie machten sichtbar, "dass Kirche ohne Frauen keine Zukunft hat", so Eckholt. (mpl)