Aufführung nur alle zehn Jahre

Start für die Proben der Passionsspiele in Oberammergau

Veröffentlicht am 08.12.2019 um 16:11 Uhr – Lesedauer: 
Start für die Proben der Passionsspiele in Oberammergau
Bild: © KNA

Oberammergau ‐ Im Zehnjahresrhythmus werden die weltberühmten Passionsspiele im bayerischen Oberammergau aufgeführt. Unzählige Freiwillige machen mit – deswegen muss jetzt schon geprobt werden.

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Der Countdown in Oberammergau hin auf die Premiere der Passionsspiele am 16. Mai 2020 hat begonnen. Am Samstagabend fand im Kleinen Theater der oberbayerischen Gemeinde erstmals eine Leseprobe mit gut 150 Mitwirkenden statt, die eine Sprechrolle zugeteilt bekommen haben. Bis zum letzten Moment hatte Spielleiter Christian Stückl an dem Text gearbeitet, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Nun wollte er ihn endlich einmal hören. Bereits ab der kommenden Woche beginnt die weitere, fast tägliche Probenarbeit.

In Bezug auf den Text betonte der Regisseur: "Da steht eindeutig drauf: Erste Fassung." Wie auch bei anderen Theaterstücken werde er sich mit dem Text so lange auseinandersetzen, bis er sagen könne: "Er stimmt." Das Ganze sei ein Prozess, bei dem er Anregungen von seinen Schauspielern und seinem Team insgesamt aufnehme. Als theologischer Berater wirkt der katholische Münchner Pastoraltheologe Ludwig Mödl mit. Auch mit Vertretern des Judentums hat Stückl mehrere Gespräche geführt: In der jüngeren Vergangenheit habe es immer wieder berechtigte Vorwürfe gegeben, dass der Text antisemitisch sei.

Neben der Leidensgeschichte Jesu will Stückl noch stärker die Botschaft und das Leben des Jesus von Nazareth in den Mittelpunkt rücken. Besonders dessen Wirken am Rande der Gesellschaft, sein Engagement für die Vergessenen, Vertriebenen und Armen wolle er deutlich machen.

Proben schon seit Oktober

Chor und Orchester proben bereits seit Mitte Oktober. Markus Zwink hat erneut die musikalische Leitung sowie die Überarbeitung der Passionsmusik übernommen. Das künstlerische Leitungsteam unter Stückl arbeite seit Monaten an der neu zu inszenierenden Aufführung. Mitte November wurden Bühnenbild und Kostüme der Öffentlichkeit vorgestellt.

Für die Passion 2020 sind 103 Vorstellungen geplant; die letzte Aufführung vom Leiden und Sterben Jesu ist am 4. Oktober zu sehen. Das Passionstheater in Oberammergau umfasst 4.500 Sitzplätze und ist damit die größte Freiluftbühne mit überdachtem Zuschauerraum weltweit. Über 2.000 einheimische Laiendarsteller, Sänger und Musiker werden auf der Bühne des Passionstheaters in Oberammergau stehen und damit fast die Hälfte der Dorfbewohner.

Die Passionsspiele gehen auf ein Gelübde aus dem Jahr 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, in jedem zehnten Jahr das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, insofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. (KNA)