Deutsche Bischöfe fordern Hilfe für Flüchtlinge in griechischen Lagern
Die deutschen Bischöfe haben sich in der Debatte um den Umgang mit Flüchtlingen in Griechenland zu Wort gemeldet. "Die Lage auf Lesbos ist unter humanitären Gesichtspunkten untragbar", sagte Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er sei dankbar für die Bemühungen der Bundesregierung, "aber es muss jetzt bald etwas geschehen, was der schlimmen Situation ein Ende macht."
Der Kardinal forderte eine gesamteuropäische Lösung, "der sich kein Staat entziehen darf". Marx verwies auf Hilfsprojekte der Caritas in den betroffenen Flüchtlingslagern. Auch die Kirche in Deutschland sei bereit zu helfen, "wo immer das möglich ist. Was auf Lesbos passiert, kann nicht hingenommen werden, gerade an Weihnachten nicht."
In den Aufnahmelagern im Osten der Ägäis sind nach Angaben der griechischen Regierung etwa 40.000 Menschen untergebracht, obwohl nur Platz für 7.500 Flüchtlinge ist. Die humanitäre Lage gilt als dramatisch. Unter den Betroffenen sollen auch mehr als 4.000 Minderjährige sein, die dort ohne ihre Eltern ausharren. Grünen-Chef Robert Habeck hatte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gefordert, die betroffenen Kinder in Deutschland aufzunehmen. Schnelle Hilfe sei ein "Gebot der Humanität". Mehrere Bundesländer hätten schon ihre Bereitschaft zur Aufnahme erklärt.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki fordert ebenfalls eine sofortige Nothilfe für die Flüchtlinge in Griechenland. "Ich finde, dass diesen Menschen tatsächlich geholfen werden muss, und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt", sagte der Erzbischof am Montag dem Kölner Internetportal domradio.de. Man müsse innerhalb Europas dort Solidarität zeigen.
Es sei ein nicht haltbarer Zustand, dass in den Flüchtlingslagern Menschen in dieser Weise leben müssen, kritisierte Woelki: "Hier muss Europa endlich handeln, und wir dürfen die Verantwortung nicht auf andere abschieben! Auch mit Geld können wir uns von unserer Verantwortung nicht freikaufen, indem wir das auf andere abdrücken".
Schick: Kindern nicht zu helfen, ist nicht "bethlehemkonform"
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erinnerte zu Weihnachten an das Schicksal von Flüchtlings- und Kriegskindern weltweit. Das Fest sei ein Protest gegen jede Vernachlässigung von Kindern, sagte Schick laut Mitteilung vom Montag. Er nannte dabei explizit die etwa 4.000 Flüchtlingskinder, die unter schlimmsten Bedingungen in Griechenland lebten, sowie jene Kinder in Syrien und im Irak, die seit ihrer Geburt nichts anderes als Krieg erlebt hätten und viele Tage und Nächte in Angst vor Bomben in Kellern verbringen müssten. "Nur zu sagen, weil andere nichts tun, tun wir auch nichts, ist nicht bethlehemkonform."
Dies gelte ebenso für die Kinder, die von Islamisten wie Boko Haram oder Al-Nusra in Afrika entführt und missbraucht würden, aber auch für Millionen Kinder, die weltweit hungerten und zur Arbeit gezwungen würden anstatt die Schule zu besuchen. "Aber auch vor der eigenen Haustür werden Kinder vernachlässigt, misshandelt oder gar in den eigenen Familien getötet", so der Erzbischof. (mal/KNA)