Am Samstag startet die bundesweite Sternsingeraktion

TV-Star Willi Weitzel über sein Engagement für die Sternsinger

Veröffentlicht am 28.12.2019 um 12:31 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ TV-Star Willi Weitzel hat zum achten Mal einen begleitenden Film zur Sternsingeraktion gedreht. Im Interview spricht er über seine Eindrücke und erinnert sich an seine eigene Zeit als Sternsinger.

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An diesem Samstag startet in der "Friedensstadt" Osnabrück die 62. bundesweite Sternsingeraktion. Beispielland für die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder in Not ist in diesem Jahr der Libanon. Willi Weitzel, der gerade jungen Zuschauern mit seinen Sendungen wie "Willi wills wissen" bekannt ist, hat zum achten Mal einen begleitenden Film zur Aktion des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gedreht. Im Interview spricht er über seine Eindrücke und erinnert sich an seine eigene Zeit als Sternsinger.

Frage: Herr Weitzel, seit der Aktion 2013 drehen Sie jedes Jahr einen begleitenden Film für die Sternsingeraktion. Wie kam es überhaupt zur Zusammenarbeit mit den Sternsingern?

Weitzel: Das war eine schöne Fügung. Ich saß im Auto und mein Handy klingelte – die Sternsinger waren dran und haben gefragt, ob ich nicht Lust hätte, für sie Filme über die kommenden Beispielländer zu machen. Damals hatte ich gerade meine Arbeit bei "Willi wills wissen" beendet und war dabei, meine Fühler beruflich neu auszustrecken. Diese Anfrage passte wie die Faust aufs Auge. Ich bin früher selbst Sternsinger gewesen, deshalb musste ich über meine Zusage nicht lange nachdenken. Ich mache das sehr gerne, es ist eine sehr bereichernde Arbeit.

Frage: "Frieden! Im Libanon und weltweit" lautet das Motto der diesjährigen Aktion. Wie bewegt das Thema Frieden die Kinder konkret vor Ort?

Weitzel: Der Libanon mit seiner Nähe zu Syrien, zu Israel und zur Hisbollah ist für Kinder ein schwieriges Umfeld. Mittendrin, zwischen Kriegsruinen aus dem Bürgerkrieg, wachsen Kinder auf. Sie bekommen natürlich viel mit, weil so viele Flüchtlinge – speziell aus Syrien – da sind. Die Sternsinger unterstützen dort Projekte, wo Kinder unterschiedlicher Religionen, etwa Christen und Muslime, zusammenkommen. Sie begegnen sich dort unter Anleitung und beginnen, sich füreinander zu interessieren. Das klingt so einfach und fast schon zu simpel für Projekte. Aber selbst dieses schlichte und eigentlich so selbstverständliche Anliegen wird von vielen Eltern gar nicht so gerne unterstützt, weil bei ihnen die Narben des Bürgerkriegs im Libanon noch zu groß sind.

Frage: Was bedeutet Frieden für Kinder allgemein?

Weitzel: Ohne Frieden ist kein gutes Leben möglich. Ich erinnere mich an die Begegnung mit einer Flüchtlingsfamilie im Libanon. Wir haben in einer Art Schuppen gesessen, man hörte den Straßenlärm, es war trotz eines alten Dieselofens eisig kalt. Eigentlich waren es keine menschenwürdigen Verhältnisse, in denen die Frau mit ihrer Familie gehaust hat. Ich fragte die Mutter, wie es ihr hier im Libanon geht. Sie strahlte und sagte nur: "Ich bin so glücklich, hier zu sein. Denn hier ist Frieden". Diese Antwort hat für mich sehr viel ausgedrückt, auch wenn sie nicht von einem Kind stammt. Direkt mit Flüchtlingen, an der syrischen Grenze, über das Thema Frieden zu reden, das sorgt bei mir für Gänsehaut. Da merkt man erst, wie wichtig Frieden überhaupt ist. Er ist die Voraussetzung, damit man sich um alle anderen Herausforderungen in dieser Welt, etwa den Klimawandel, überhaupt erst kümmern kann.

Frage: Gehen Kinder unterschiedlicher Religionen unvoreingenommener aufeinander zu, so dass auch die Erwachsenen von ihnen lernen können?

Weitzel: Ich hoffe, dass die Kinder einen guten Einfluss auf die Erwachsenen haben. Denn durch die Begegnungen, die durch die Sternsinger-Projekte gefördert werden, entstehen auch Freundschaften. Und wenn man einen Menschen mal kennengelernt und ins Herz geschlossen hat, dann will man ihn nicht wieder vor den Kopf stoßen. Insofern ist diese Arbeit, die ich dort mit meinem Filmteam beobachten und abbilden konnte, so wertvoll: Man setzt einfach bei den Kindern an, die ja die Erwachsenen von morgen sind. Das gibt mir Hoffnung.

TV-Reporter Willi Weitzel präsentiert seinen Film zur Aktion Dreikönigssingen 2018 in Hamburg
Bild: ©Ralf Adloff / Kindermissionswerk

TV-Reporter Willi Weitzel bei der Präsentation seines Films zur Aktion Dreikönigssingen 2018 in Hamburg.

Frage: Gab es etwas, das Ihnen vor Ort besonders in Erinnerung geblieben ist?

Weitzel: Wir haben den Film Anfang 2019 gedreht. Bislang war der Libanon ein großartiger Gastgeber für die vielen Flüchtlinge. Inzwischen hat sich die Stimmung etwas gedreht. Denn das Land hat wirtschaftlich große Probleme. 30 Prozent der Libanesen sind arbeitslos; zugleich sind syrische Flüchtlinge bereit, zu Niedrigstlöhnen zu arbeiten, um ihre Familien zu ernähren. Deshalb sind die syrischen Flüchtlinge zu wirtschaftlichen Konkurrenten im Land geworden. Inzwischen reißen die Libanesen mit Bulldozern Häuser nieder, die sich die Flüchtlinge errichtet haben. Auch die Spannungen zum Nachbarland Israel belasten die Menschen. Bei keinen anderen Dreharbeiten im Ausland bin ich so oft von Menschen mit Maschinengewehren kontrolliert worden. Die Sternsinger haben also das richtige Land gewählt, um über das Thema Frieden zu berichten. Denn je mehr die Situation am Krieg ist – je mehr Waffen, Panzer und Hubschrauber man sieht, die dort kreisen – umso mehr kann man auch erst nachempfinden, wie wichtig Frieden für unsere Welt ist.

Frage: Sie waren als Kind selbst als Sternsinger unterwegs. Ist Ihnen etwas besonders in Erinnerung geblieben?

Weitzel: Wir haben damals unglaublich viel Schokolade geschenkt bekommen, weil es in meiner Heimatstadt eine große Süßwarenfabrik gibt. Von den Mitarbeitern sind wir Sternsinger immer bestens versorgt worden. Ich erinnere mich auch, dass mir als Kind überhaupt nicht bewusst war, was mit dem ersungenen Geld überhaupt geschieht. Für mich waren die Süßigkeiten viel wichtiger, die wir bekamen. Wenn ich heute mit meinen Filmen dazu beitragen kann, dass die jungen Sternsinger verstehen, dass ihr Einsatz wirklich wertvoll ist, weil sie damit vielen Kindern in der Welt helfen können, dann habe ich alles richtig gemacht. Ich hoffe, dass ich mit meinen Filmen Kinder motivieren kann mitzumachen.

Frage: Bei der vergangenen Aktion konnte das beste Spendenergebnis seit 1959 erzielt werden. Wie erklären Sie sich die hohe Spendenbereitschaft?

Weitzel: Wenn Kinder für andere Kinder Geld sammeln, dann berührt das Menschen schon; es ist vielleicht das Kindchenschema. Ich bin selbst begeistert und überrascht, dass in den acht Jahren, die ich nun mit den Sternsingern zusammenarbeite, die jährlichen Spendeneinnahmen von rund 40 Millionen auf 50 Millionen Euro angestiegen sind. Vielleicht liegt es auch an den guten Arbeitsmaterialien, die die Sternsinger den Kindern mit an die Hand geben, damit sie verstehen, weswegen sie von Haus zu Haus ziehen – nicht nur um die Häuser zu segnen, sondern auch um ihren Altersgenossen weltweit zu helfen.

Frage: Haben Sie noch einen Tipp für die kleinen Könige, wie sie besonders viel Geld für ihre notleidenden Altersgenossen sammeln können?

Weitzel: Mein Tipp ist immer: "Sagt den Leuten: 'Es soll in unserer Kiste nicht klimpern, sondern wir wollen Scheine!'". Es gibt leider so viel Elend auf dieser Welt, und es ist schön, dass man mit einer so schönen und herzlichen Aktion so viel Gutes bewegen kann.

Von Angelika Prauß (KNA)