Umgang mit Homosexualität - Weltweite Methodisten erklären Trennung
Die Vereinigte Methodistenkirche steht im Streit über den Umgang mit Homosexuellen vor einer Trennung. Konservative Gemeinden sollen mit finanzieller Unterstützung der United Methodist Church eine neue Kirche gründen, erklärte die Kirche am Freitag (Ortszeit). Vertreter konkurrierender Fraktionen hätten sich auf diesen Kompromiss geeinigt. Die verbleibenden Gemeinden würden umstrukturiert und seien frei im Umgang mit Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen. Die Generalversammlung müsse dem Entscheid bei ihrem Treffen im Mai noch zustimmen.
Ihre Haltung zu sexuellen Minderheiten beschäftigt die Methodisten seit Jahrzehnten. In den USA haben manche Pastoren gleichgeschlechtliche Ehen gesegnet. Hunderte Methodistengemeinden heißen lesbische, schwule, bi- und transsexuelle Christen willkommen. Konservative US-Kirchenmitglieder und besonders viele Mitgliedskirchen aus Afrika lehnen das grundsätzlich ab.
Einen vorläufigen Höhepunkt hatte der Konflikt bei der Generalversammlung im Februar 2019 erreicht. Delegierte beschlossen mit 438 zu 384 Stimmen, an ihren Vorschriften gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und gegen in Partnerschaft lebende schwule und lesbische Pastoren festzuhalten und verschärfte Sanktionen einzuführen.
Trennung als Hoffnung auf Beendigung des Konflikts
Der nun mit Hilfe eines Mediators errungene Kompromiss soll den Methodisten den Weg aus dem festgefahrenen Konflikt weisen. Die sechzehn Verfasser und Verfasserinnen des Kompromisspapiers sind Laien, Pastoren und Bischöfe mit weit auseinandergehenden Haltungen zu sexuellen Minderheiten. Nach Darstellung des kirchlichen Informationsdienstes besteht daher wohl eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Vorlage die innerkirchlichen Auseinandersetzungen "beenden oder zumindest stark reduzieren" werde.
Der Methodismus bildete sich im 18. Jahrhundert in England als Erweckungsbewegung. Er betonte verbindlichen Glauben, soziales Engagement und praktische Dienste der Nächstenliebe. Aktuell sind die Methodisten die zweitgrößte protestantische Kirche der USA. Allerdings verliert sie dort seit Jahren an Gläubigen. Anders ist das in afrikanischen Ländern, wo die Mitgliederzahlen der United Methodist Church weiterhin stark steigen.
In den USA decken die Mitglieder ein breites ideologisches Spektrum ab; es reicht von Hillary Clinton bis Vizepräsident Mike Pence. Eine Mehrheit der Methodisten versteht sich politisch als konservativ, hat aber bei den Themen Abtreibung und Umwelt wesentlich liberalere Ansichten als andere protestantische Kirchen. Eine Spaltung wäre nicht das erste Schisma innerhalb christlicher US-Kirchen über den Umgang mit Sexualität. Die anglikanische Episkopalkirche hat sich darüber ebenso getrennt wie die Presbyterianer. Absetzbewegungen gibt es auch bei evangelikalen Kirchen, deren junge Mitglieder nicht mit der Lehre übereinstimmen. (cst/epd)