Handeln der EKD sei nicht abhängig vom Maß der Kritik oder Zustimmung

Bedford-Strohm erhielt Morddrohungen wegen Einsatzes für Seenotrettung

Veröffentlicht am 04.01.2020 um 15:39 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Die Absender seien "recht konkret" geworden: Der EKD-Vorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat Morddrohungen aufgrund seines Engagements für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer erhalten. Einschüchtern lässt er sich nicht - und das hat Gründe.

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat Morddrohungen im Zusammenhang mit seinem Engagement für die Seenotrettung von Flüchtlingen erhalten. Er habe dabei "recht konkrete Drohungen" bekommen, sagte der bayerische Landesbischof im Interview der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Allzu ernst nehme er diese jedoch nicht.

Auf Initiative der EKD hatte sich das Bündnis "United 4 Rescue" gebildet, die ein Schiff zur Rettung von Migranten zur Verfügung stellen will. Aktuell werde weiter um Spenden geworben. Bedford-Strohm ist daran maßgeblich beteiligt. "Aber es geht nicht nur um ein Schiff. Es geht darum, die zivile Seenotrettung zu unterstützen, solange die europäischen Staaten ihre Pflicht schuldig bleiben, Menschen zu retten", betonte der Ratsvorsitzende. "Eigentlich ist das eine staatliche Aufgabe. Die staatliche Seenotrettung muss endlich wieder aufgenommen werden. Und es muss endlich einen funktionierenden Verteilmechanismus für Flüchtlinge in Europa geben", forderte er weiter.

Bedford-Strohm sagte, dass es neben Kritik auch Unterstützung für das Engagement gebe. "Unser Handeln ist aber nicht abhängig vom Maß der Kritik oder Zustimmung. Das hat nichts mit politischem Aktivismus zu tun, sondern mit dem Kern christlichen Glaubens und Handelns. Kirche und Diakonie haben eine Gesamtstrategie zur Unterstützung von Menschen in Not, zu der natürlich auch die Bekämpfung der Fluchtursachen gehört." Man könne Menschen nicht im Mittelmeer ertrinken lassen.

Bedford-Strohm würdigt Marx: "Wir ziehen da an einem Strang."

Bei der Verteilung von Flüchtlingen habe sich "etwas bewegt", betonte Bedford-Strohm. So habe sich etwa auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) das Thema eines europäischen Verteilmechanismus zu eigen gemacht. "Ich unterstütze ihn sehr in seinem Vorhaben, dass er von anderen Ländern entsprechende Zusagen bekommt. Wir dürfen aber nicht tatenlos warten, bis sich Europa geeinigt hat, wir müssen jetzt handeln." Er ergänzte: "Wir stehen für die Seenotrettung ein."

Bedford-Strohm würdigte zudem den Einsatz des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er habe das Bündnis "United 4 Rescue" mit einer "erheblichen Spende" unterstützt. "Wir setzen uns parallel und in unterschiedlicher Weise für die Seenotrettung ein. Wir ziehen da an einem Strang."

Nach Bekanntwerden der Morddrohungen solidarisierten sich Politiker verschiedener Parteien mit dem Ratsvorsitzenden. "Es ist einfach unerträglich, wenn Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit zu Morddrohungen führen", erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Samstag auf Twitter: "Wir müssen uns an die Seite aller stellen, die bedroht und verhetzt werden, weil sie sich für unsere Gesellschaft engagieren. Sie haben unsere Unterstützung verdient." Auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir verurteilte die Drohungen: "Rechtsradikale entlarven sich selbst am besten. Sie geben vor, das christliche Abendland zu verteidigen & drohen Bischof mit Mord? Dümmer geht s nicht", schrieb er ebenfalls auf Twitter. "Die Täter wollen menschliche Werte nicht verteidigen, sie verachten sie. Solidarität mit Bedford-Strohm!" (cst/KNA/epd)