Bischof fordert Besinnung auf kirchliche Ursprünge

Bode: Kirche darf es nicht um "Rückeroberung alter Herrlichkeit" gehen

Veröffentlicht am 08.01.2020 um 09:25 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Die alte "Herrlichkeit" brauche die Kirche nicht mehr, sagt Bischof Franz-Josef Bode. Stattdessen einen Aufbruch, besonders hinsichtlich ihrer Hierarchie und Ämter. Dazu gehöre auch, dass mehr Frauen die Frohe Botschaft überbrächten.

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Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode hat zu einer Besinnung der Kirche auf ihre Ursprünge aufgerufen. Eine solche Umkehr sei gerade auch nach "dem tiefen Vertrauensverlust" durch die Missbrauchskrise notwendig, sagte Bode am Dienstagabend in seiner Predigt zum 25-jährigen Bestehen des Erzbistums Hamburg. Ein Aufbruch sei besonders für die hierarchische, amtlich verfasste Kirche geboten, so der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Sie müsse weg von den Orten "der religiösen, politischen und gesellschaftlichen Mächte und des Machtgebarens". Es dürfe ihr nicht um eine "Rückeroberung alter Herrlichkeit" gehen, sondern darum, mitten unter den Menschen zu sein. Dazu gehöre auch, dass mehr Frauen die Frohe Botschaft überbrächten, sagte Bode.

Mit einem Festgottesdienst hatten die norddeutschen Katholiken das 25-jährige Jubiläum des Erzbistums Hamburg gefeiert. An der Messe im Hamburger Mariendom nahmen nach Veranstalterangaben mehr als 1.000 Besucher teil. "Ich hoffe, dass wir aus diesem Fest genügend Schwung gewinnen, um die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft anzugehen", sagte Hamburgs Erzbischof Stefan Heße.

Grüße vom Papst

Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, überbrachte dem Nordbistum Glückwünsche von Papst Franziskus. "Allen, die im Laufe der letzten 25 Jahre am Aufbau dieser Teilkirche mitgearbeitet haben, gilt heute der Dank des Heiligen Vaters Franziskus", sagte Eterovic.

An der Feier nahmen zahlreiche prominente Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft teil. Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, lobte die über Jahrzehnte gewachsenen ökumenischen Beziehungen zur katholischen Kirche. "Als Christinnen und Christen erfahren wir, dass wir zusammengehören", sagte sie in ihrem Grußwort.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) rief die Kirche dazu auf, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. "Das Christentum ist eine wichtige Bezugsgröße für die Menschen", betonte der Katholik. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) nannte die katholischen Gemeinden "wichtige Akteure" und einen "Ort der Integration" in der Stadt." Wir hoffen, dass die katholischen Schulen in Hamburg noch eine langfristige Perspektive finden und ihre gute Arbeit fortsetzen können", betonte er. Mecklenburg-Vorpommerns Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU) bezeichnete das Erzbistum Hamburg als "Symbol der deutschen Wiedervereinigung".

Das Erzbistum Hamburg wurde am 7. Januar 1995 in der Folge der deutschen Wiedervereinigung gegründet und ist die jüngste und flächenmäßig größte katholische Diözese in Deutschland. Es umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein und den Landesteil Mecklenburg. Dort leben knapp 400.000 Katholiken, die mit einem Anteil von knapp 7 Prozent eine Minderheit in der Bevölkerung sind. Vor der Neugründung hatten weite Teile des heutigen Erzbistums zum Bistum Osnabrück gehört. (tmg/KNA)