Pater Klaus Mertes verlässt Jesuitenkolleg Sankt Blasien
Pater Klaus Mertes (65), seit Sommer 2011 Direktor des Jesuitenkollegs Sankt Blasien im Schwarzwald, wird zum Ende dieses Schuljahres die Einrichtung verlassen. Nach einer Sabbatzeit werde er dann eine neue Aufgabe erhalten, teilte der Provinzial der Jesuiten, Johannes Siebner, am Dienstag in München mit. Die Leitung in Sankt Blasien übernehme Jesuitenpater Hans-Martin Rieder (39). In einem Brief an die Kollegs-Öffentlichkeit würdigte Siebner das Wirken von Mertes und dankte ihm für seinen Einsatz.
Mertes war zuvor von 2000 bis 2011 Rektor des Jesuitengymnasiums "Canisius-Kolleg" in Berlin. Ehemalige Schüler waren 2010 an ihn herangetreten, um den Missbrauch durch zwei Patres der Schule anzuzeigen. Mertes wandte sich daraufhin in einem Brief an alle Schüler, die das Kolleg in den 1970-er und 1980-er Jahren besucht hatten. Dies löste eine bundesweite Debatte über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aus und führte zur Aufdeckung weiterer Fälle auch in nichtkirchlichen Einrichtungen.
Rieder absolviert laut der Mitteilung zurzeit den letzten Abschnitt seiner Ordensausbildung im US-amerikanischen Portland, bevor er im Mai nach Sankt Blasien ziehen wird. Er ist 1980 im bayerischen Straubing geboren. Während seiner Schulzeit und über das Abitur 2000 hinaus war er unter anderem in der Katholischen Landjugend und in der Freiwilligen Feuerwehr seiner Heimatstadt engagiert. Nach dem freiwilligen Wehrdienst studierte er Finanz- und Wirtschaftsmathematik an der TU München. Dieses Studium führte ihn von 2006 bis 2009 ins Risiko-Controlling der Bayern LB. Parallel dazu studierte Rieder Philosophie an der Ordenshochschule in München. Im Anschluss trat er ins Noviziat der Jesuiten ein, gefolgt von einem zweijährigen Praktikum am Internat in Sankt Blasien. Anschließend absolvierte er sein Theologiestudium in Rom und war nach seiner Priesterweihe von 2016 bis 2019 als Kaplan und Studentenseelsorger in Göttingen tätig.
Mertes wünscht sich "Drittes Vatikanisches Konzil"
Vom sogenannten Synodalen Weg erwartet Mertes keine großen Reformen, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch sagte. Es seien gesamtkirchliche Themen, die beim Synodalen Weg angesprochen würden. "Deswegen wird es natürlich keine nationalen Lösungen geben." Ende Januar findet die erste Synodalversammlung in Frankfurt statt. Der Reformprozess soll die katholische Kirche aus der Krise nach dem Missbrauchsskandal herausführen. "Meine Erwartung ist dennoch, dass die Bischöfe und Laien mutig voranschreiten, etwas riskieren, um auf diese Weise einen ortskirchlichen Beitrag zu leisten", sagte Mertes. Vielleicht werde es dann in ein paar Jahren ein "Drittes Vatikanisches Konzil" geben, "in dem endlich mal über Schlüsselthemen gesamtkirchlich gesprochen wird".
Weiter warf Mertes der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) vor, in der Debatte über mögliche Entschädigungszahlungen an Betroffene nicht "die ganze Wahrheit" zu sagen. Die Bischofskonferenz lasse bis heute Forderungen in sechsstelliger Höhe stehen, ohne sie zu kommentieren. "Das erfüllt mich mit tiefen Misstrauen." Man stehe "ganz kurz vor einer tiefen und schweren neuen Enttäuschung der Opfervertreter", sagte er.
Auf der Herbstvollversammlung der DBK im vergangenen September hatten Betroffenenvertreter zwei Modelle für mögliche Entschädigungsleistungen vorgestellt. Ein Modell sieht eine pauschale Zahlung an jeden Betroffenen in Höhe von 300.000 Euro vor. Ein anderes Modell sieht individuelle Zahlungen zwischen 40.000 und 400.000 Euro im Einzelfall vor. Die Bischofskonferenz hat sich bislang nicht dazu geäußert, wie und in welcher Höhe sie Entschädigungen zahlen wird. (tmg/KNA/epd)