Bistum Dresden-Meißen muss Immobilienbestand deutlich reduzieren
Das Bistum Dresden-Meißen rechnet damit, seinen Immobilienbestand aufgrund sinkender Einnahmen langfristig halbieren zu müssen. Um den abnehmenden finanziellen Möglichkeiten Rechnung zu tragen, müsse der Bestand an Gebäuden von derzeit etwa 120.000 Quadratmetern auf rund 60.000 Quadratmeter reduziert werden, teilte die Diözese am Mittwoch mit. "Mit Blick auf die in den Pfarreien vorhandenen Immobilienbestände müssen die wirtschaftlichen Realitäten beachtet werden", begründete das Bistum die Pläne.
Bistum und Pfarreien können Finanzlast nicht mehr stemmen
Der derzeitige Immobilienbestand von rund 120.000 Quadratmetern würde laut Berechnungen des Bistums einer jährlichen Baulast von rund fünf Millionen Euro entsprechen, darin seien die Betriebskosten noch nicht eingerechnet. "Auch mit vereinten Kräften werden das Bistum und die Pfarreien diese Finanzlast nicht stemmen können. Deshalb müssen Immobilien – und leider in Einzelfällen auch Kirchenflächen – reduziert werden, was oft schmerzlich sein wird", betonte die Diözese.
Linktipp: Bischof Bode ruft zum Erhalt kirchlicher Immobilien auf
Die Kirche ist für Bischof Franz-Josef Bode gerade in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft wichtig. Aus diesem Grund plädiert er für die Erhaltung von Kirchengebäuden. Dafür hat er auch einige Beispiele. (Artikel von April 2017)Grundlage für die Reduzierung des Immobilienbestands solle eine im Jahr 2015 erstellte Flächenrichtlinie sein. "Dabei ergibt sich der Raumbedarf aus der Zahl der Katholiken ergänzt um einen sogenannten Diasporafaktor, der auch die flächenmäßige Ausdehnung des Territoriums der Pfarrei mit berücksichtigt", so das Bistum. Der Flächenrichtwert treffe keine Aussage über die Anzahl der Standorte, deren Lage und die Anzahl der Räume. Er sei für die Pfarreien lediglich ein Richtwert und solle vor allem langfristige Orientierung geben.
Über alle Pfarreien und Verantwortungsgemeinschaften hinweg betrage der so ermittelte Raumbedarf rund 60.000 Quadratmeter. Laut den Berechnungen des Bistums wäre die Instandhaltungslast für Flächen in dieser Größenordnung aus heutiger Sicht "mit gemeinsamen Kräften von Bistum und Pfarreien" finanzierbar. Einige Pfarreien hätten bereits begonnen, ein entsprechendes Standort- und Liegenschaftskonzept zu entwickeln; regelmäßig seien zudem signifikante Flächenreduzierungen zu gestalten. "Dabei gilt es zu verstehen, dass eine Reduzierung nicht in jedem Fall kurzfristig umgesetzt werden muss", betonte die Diözese.
Das Bistum äußerte zugleich Verständnis für Kritik an diesen Plänen: "Die Debatte um eine notwendige Reduzierung der Immobilienflächen in den Pfarreien ist schmerzhaft und stößt bei vielen Beteiligten immer wieder auf Unverständnis und auch Protest." Auch wenn die Medien seit Jahren darüber berichteten, dass die finanziellen Ressourcen der Bistümer in Zukunft dramatisch zurückgehen würden, fänden die notwendigen Konsequenzen für das Bistum und die eigene Pfarrei "noch keine hinreichende Akzeptanz".
Das Bistum betonte mit Blick auf seine finanzielle Lage, dass es seinen Haushalt derzeit nur zu rund 38 Prozent aus eigenen Kirchensteuereinnahmen finanziere. Aufgrund der demografischen Entwicklung werde das Kirchensteueraufkommen in Zukunft eher sogar weiter absinken. Zu den derzeitigen Einnahmen komme zudem noch der von den westdeutschen Diözesen gezahlte "Strukturbeitrag" – eine Art Länderfinanzausgleich der katholischen Kirche in Deutschland – hinzu, der rund 15 Prozent der Einnahmen ausmache. Allerdings solle dieser Beitrag ab 2021 weiter abgesenkt werden und nur noch bis 2025 Bestand haben. "Betrug die Solidarleistung für das Bistum Dresden-Meißen im Jahr 2004 noch 20 Millionen Euro, so wird dieser Betrag im Jahr 2021 lediglich noch 10 Millionen Euro betragen. Inflationsbereinigt entspricht das einer Kürzung um 60 Prozent", so das Bistum.
Sonderrolle für sorbische Gemeinden
Eine Sonderrolle bei den Plänen zur Reduzierung des Immobilienbestands nehmen den Angaben zufolge die sorbischen Pfarreien ein. Weil die kulturelle Identität der sorbischen Volksgruppe in einzigartiger Weise mit ihrer kirchlichen Identität verbunden sei, habe das Bistum den Bestand der Kirchen und Kapellen auf Dauer bestätigt und den Flächenrichtwert für die Region erhöht. Für die Instandhaltungslast der zusätzlichen Flächen stelle das Bistum den sorbischen Pfarreien jedes Jahr zusätzliche Mittel über 69.000 Euro zur Verfügung. "Mit diesen im Bistum einzigartigen Regelungen trägt die Bistumsleitung der besonderen kirchlichen Prägung der sorbischen Pfarreien Rechnung", erklärte die Diözese. (stz)