Sozialverband stellt neue Jahreskampagne vor

Caritas wendet sich gegen Verunglimpfung von "Gutmenschen"

Veröffentlicht am 16.01.2020 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 
In der Thomas-Morus-Schule in Osnabrück werden Flüchtlingskinder in drei Gruppen in DAZ-Klassen (DaZ steht für Deutsch als Zweitsprache) unterrichtet.
Bild: © KNA

Berlin ‐ Der Begriff "Gutmensch" ist in den vergangenen Jahren überwiegend negativ benutzt worden und dadurch in Verruf geraten. Das will die Caritas mit ihrer neuen Jahreskampagne ändern. Wer Anderen Gutes tue, dürfe nicht verunglimpft werden.

  • Teilen:

Der Deutsche Caritasverband wendet sich mit seiner neuen Jahreskampagne gegen den diffamierenden Gebrauch des Wortes "Gutmensch". "Wer Anderen Gutes tut und sein Handeln auf das Gemeinwohl ausrichtet, darf nicht verunglimpft werden", sagte Caritas-Präsident Peter Neher am Donnerstag zum Start der Jahreskampagne mit dem Motto "Sei gut, Mensch!".

Es gebe in Deutschland – wie auch in Europa und weltweit – immer lauter werdende, menschenverachtende und intolerante Gruppen und Organisationen. Es dürfe nicht sein, dass helfen und solidarisch sein zum Vorwurf würden. "Wir wollen und dürfen die Deutungshoheit darüber, was 'gut' ist und was 'gute Menschen' sind, nicht denen überlassen, die den Begriff lächerlich und verächtlich machen", so Neher.

"Für den Zusammenhalt in der Gesellschaft braucht es dringend 'Gutmenschen'"

Solidarisch handelnde Menschen würden immer wieder mit Stalking und Beschimpfungen bedroht, auch die Zahl rechtsextremer Gewalttaten nehme zu. "Deshalb müssen wir Menschen, die bereit sind Gutes zu tun, ermutigen und ihnen verstärkt unsere Anerkennung aussprechen", betonte der Caritas-Präsident. Für den Zusammenhalt in der Gesellschaft brauche es dringend "Gutmenschen", die Verantwortung für die Nächsten und die Gemeinschaft übernähmen und sich entschieden gegen die Herabsetzung und Diffamierung guten Handelns wehrten.

Das Wort "Gutmensch" ist schon länger im Gebrauch, wurde aber 2015 im Zuge der Debatte um den starken Flüchtlingszuzug nach Deutschland besonders häufig und prominent in abwertender Weise verwendet. Die Jury des "Unwort des Jahres" wählte es daher in dem Jahr auf den ersten Platz, unter anderem weil der Ausdruck "einen demokratischen Austausch von Sachargumenten" verhindere.

Caritasverband stellt Forderungen an die Politik

Die Kampagne der Caritas lädt vor diesem Hintergrund auch dazu ein, aktiv zu werden und Menschen beizustehen, die Hilfe brauchen. Dazu forderte der Caritasverband am Donnerstag von der Politik bessere Rahmenbedingungen für Engagement, Ehrenamt und Menschen, die soziale Verantwortung übernähmen. Stellschrauben für mehr Anerkennung und gute Rahmenbedingungen seien beispielsweise die Förderung von Betreuungsvereinen, verbesserte Löhne und Arbeitsbedingungen in der Pflege, kostenlose ÖPNV-Fahrten für Engagierte im Bundesfreiwilligendienst und im Freiwilligen Sozialen Jahr.

Die Plakate zur diesjährigen Caritas-Kampagne zeigen Menschen, die sich haupt- und ehrenamtlich in den Einrichtungen und Diensten des Verbandes engagieren. Auf diese Weise würden sie Verantwortung übernehmen und sich für Zusammenhalt einsetzen, hieß es. (stz)