Hinter dem Projekt soll ein zwielichtiger Priester stecken

Platz für 37.000 Gläubige: Größte orthodoxe Kirche der Welt geplant

Veröffentlicht am 22.01.2020 um 13:30 Uhr – Lesedauer: 

Moskau ‐ In Zentralrussland soll bald die größte orthodoxe Kirche der Welt entstehen. Doch die Hintergründe des Vorhabens sind dubios: So soll ein orthodoxer Priester mit zweifelhaftem Ruf hinter dem Plan stecken.

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Im zentralrussischen Sredneuralsk ist der Bau der größten orthodoxen Kirche der Welt geplant. Die Sankt-Sophia-Kirche soll Platz für 37.000 Besucher bieten, berichteten verschiedene Medien am Mittwoch. Das Gebäude soll 77 Meter lang werden und auf dem Gelände eines Frauenklosters entstehen. Baubeginn soll in diesem Jahr sein. Ein 3D-Modell der Kirche zeigt eine reich verzierte dreistufige Struktur mit einer großen goldenen Kuppel, die über kleineren Kuppeln thront. Die Unterkirche fasst dem Entwurf nach 20.000 Gläubige, während in die Oberkirche 17.000 Menschen passen sollen.

Hinter dem Projekt steckt den Berichten zufolge ein orthodoxer Priester, der sich "Vater Sergej" nennt. Er ist der Beichtvater zahlreicher Politiker sowie anderer öffentlicher Persönlichkeiten Russlands und gilt als einer der Hauptfiguren des Geheimkults um den letzten russischen Zar Niklaus II., der 1918 von den Bolschewisten hingerichtet wurde. "Vater Sergej", ein ehemaliger Polizist, genießt einen zweifelhaften Ruf: Der ehemalige Polizist soll mehrfach vorbestraft sein und wegen Mordes 13 Jahre in einer Strafkolonie verbracht haben. Seine Anhänger streiten das jedoch ab.

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Wann der Bau fertiggestellt wird, liege "allein in Gottes Hand", sagte Zhanna Ryabtseva, Regionalleiterin der Kreml-nahen Partei "Gesamtrussische Volksfront". Die Investoren sind ihren Aussagen nach "die geistigen Kinder Vater Sergejs". Spekuliert wird, dass auch chinesische Geldgeber den Bau der Kirche mitfinanzieren. Ryabtseva fügte hinzu, dass die neue Kirche eine große Anzahl chinesischer Gemeindemitglieder aufnehmen will. Die zuständige Diözese Jekaterinburg gab an, nichts von den Plänen zu wissen.

Sollte die Sankt-Sophia-Kirche tatsächlich gebaut werden, wäre sie dem Fassungsvermögen nach die größte orthodoxe Kirche der Welt. Bezüglich der Länge hätte sie allerdings das Nachsehen gegenüber der "Kathedrale der Erlösung des Volkes" in der rumänischen Hauptstadt Bukarest: Sie wird bei ihrer Fertigstellung 120 Meter lang sein. Gegenüber dem Petersdom zieht sie sowohl bei der Länge als auch beim Fassungsvermögen klar den Kürzeren: Er ist 211 Meter lang und bietet 60.000 Besuchern Platz. (mal)