Keine Zukunft ohne Synodalität

Kardinal Marx: Impulse der Orthodoxie für Synodalen Weg nutzen

Veröffentlicht am 25.01.2020 um 10:29 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Für den Synodalen Weg lohne ein Blick auf andere Konfessionen, findet der Münchner Kardinal Reinhard Marx – besonders in einem konfessionell durchmischten Land wie Deutschland. Lob für den Synodalen Weg gab es aus der Orthodoxie.

  • Teilen:

Für ein Gelingen des Synodalen Wegs zur Erneuerung der Kirche sollten nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx auch Impulse anderer Glaubensgemeinschaften genutzt werden. "Wir können nicht den Weg in die Zukunft gehen ohne die Synodalität", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag in München. Dazu gehörten Gespräche und das Hören auf den Heiligen Geist.

Anlass war die Präsentation eines Buchs des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., in deutscher Übersetzung. Es trägt den Titel "Begegnung mit dem Mysterium". Das Vorwort dazu schrieb der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm. Das Buch füllt laut Marx eine Lücke und ist zugleich eine Einladung, die Orthodoxie besser kennenzulernen. Es richte sich an eine interessierte ökumenische Öffentlichkeit, spreche aber auch in die Welt und habe eine Botschaft nach innen.

Trennung fordert heraus

Zugleich ging der Kardinal auf die Ökumene ein. Deutschland sei das einzige Land in Europa, in dem keine der christlichen Konfessionen dominant sei. Durch diese Trennung sei etwas passiert, "was uns herausfordert". Das Reformationsgedenken 2017 habe wieder gezeigt, dass gerade in der praktischen Ökumene, etwa auf Ebene der Familien, noch einiges zu tun sei. Ökumene bedeute nämlich nicht nur, Papiere zu verfassen, die letztlich allein von Theologen gelesen würden, sondern es gehe um den Alltag und das gemeinsame Kennenlernen.

Metropolit Augoustinos ist Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in Deutschland.
Bild: ©Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland

Metropolit Augoustinos ist Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in Deutschland und Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.

Bischöfe und Priester seien gefordert, diesen Dialog möglich zu machen, so Marx. Es gehe um eine Einheit der Christen in Vielfalt, bei der die jeweiligen Traditionen nicht aufgegeben werden müssten. Diese Vielfalt mache aber auch vielen Menschen Angst, räumte Marx ein. Dennoch sei es wichtig, "zusammenzustehen". Es müsse sichtbar sein: "Diese Christen gehörten zusammen." Dafür sei das Buch eine große Hilfe.

"Richtige Entscheidung zur rechten Zeit"

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos begrüßte bei der Präsentation den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland. "Das ist eine richtige Entscheidung zur rechten Zeit", sagte der Metropolit. Wie bei allen demokratischen Prozessen müsse man aber auch sehr vorsichtig sein, erklärte Augoustinos. So dürfe die Bedeutung des "Protos" (griechisch für "Vorsteher") auf gar keinen Fall geschwächt werden. Der Protos in einem Bistum oder in der Weltkirche sei von ungeheurer Bedeutung. Dennoch brauche es die Synode, "denn allein zu sein, ist auch nicht das Beste."

Nach intensivem Ringen hatten sich die deutschen Bischöfe im Frühjahr 2019 für eine Reformdebatte von Bischöfen und Laien entschieden. Vom 30. Januar bis 1. Februar findet die erste Vollversammlung dazu in Frankfurt am Main statt. An dem auf zwei Jahre angelegten Prozess nehmen 230 Mitglieder teil, dazu der Apostolische Nuntius und 25 Beobachter. Dabei soll es vor allem um die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche gehen. Der Missbrauchsskandal hatte die Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt, in der Rufe nach Reformen lauter wurden. (cph/KNA)