Papst mahnt zum Schutz von Zivilisten in umkämpfter syrischer Provinz
Angesichts der eskalierenden Lage im syrischen Bürgerkriegsgebiet Idlib hat Papst Franziskus eindringlich zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Einhaltung des humanitären Völkerrechts aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft und alle beteiligten Parteien müssten diplomatische Mittel, Gespräche und Verhandlungen bemühen, um das Leben und das Los der Zivilisten zu sichern, sagte er beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz. Der Papst erinnerte besonders an Frauen und Kinder sowie die Menschen auf der Flucht vor den Militäraktionen.
Die zunehmende Gewalt in Syrien war in den vergangenen Tagen auch vom UN-Sicherheitsrat verurteilt worden. UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock verwies darauf, in den vergangenen zwei Monaten seien fast 600.000 Menschen in der Region um Idlib auf der Flucht gewesen, die meisten von ihnen Kinder. Hintergrund ist ein Vormarsch der Streitkräfte des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad in das von Islamistenmilizen beherrschte Rebellengebiet. Nach fast neun Jahren Bürgerkrieg ist die nordwestsyrische Region nahe der Türkei die letzte große Hochburg von Aufständischen.
Im Juli vergangenen Jahres hatte der Pontifex eine Friedensinitiative für Syrien gestartet. In einem Brief an den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad äußerte er sich zutiefst besorgt über die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland. Schon in dem Schreiben sei es insbesondere um die "dramatischen Lebensbedingungen" der Zivilbevölkerung in Idlib gegangen.
Papst Franziskus forderte in dem Schreiben nach Vatikanangaben neben dem Ende der humanitären Katastrophe in Idlib auch die Freilassung politischer Häftlinge und Möglichkeiten für eine sichere Rückkehr von Flüchtlingen. Franziskus dringe auf eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien zur Beendigung des Konflikts mit Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.
Franziskus zum Weltgebetstag gegen Menschenhandel
Beim Angelusgebet auf dem Petersplatz äußerte sich Papst Franziskus außerdem zum gestrigen Weltgebetstag gegen Menschenhandel. Im Kampf gegen Menschenhandel müssten Internet-Dienstleister stärker in die Pflicht genommen werden. Untersuchungen zeigten, dass kriminelle Organisationen zunehmend moderne Kommunikationsmittel nutzten, um ihre Opfer zu ködern, so der Pontifex. Dagegen müsse man die Nutzer im richtigen Umgang mit Medien schulen, aber auch die Überwachung stärken und Anbieter zur Verantwortung rufen.
Menschenhandel sei eine "Plage, die die Schwächsten ausbeutet", sagte der Papst. Um sie zu beseitigen, brauche es den gemeinsamen Einsatz von Behörden, zivilgesellschaftlichen Vereinigungen und Bildungseinrichtungen. Bereits in einer Twitter-Botschaft am Samstag hatte der Papst zu kollektivem Engagement gegen Schlepperei und Menschenhandel aufgerufen. Nur zusammen könne man "diese Plage besiegen und die Opfer schützen". Auch die Gebetsbitte des Papstes für den Monat Februar erinnert an Opfer kriminellen Menschenschmuggels unter Migranten. In einem am Donnerstag veröffentlichten Video verurteilte Franziskus die Profite aus diesem Geschäft als "Blutgeld".
Der Weltgebetstag gegen Menschenhandel wurde von Papst Franziskus 2015 eingeführt. Der 8. Februar ist zugleich katholischer Gedenktag der heiligen Josephine Bakhita (1869-1947), die als neunjähriges Mädchen im Sudan verschleppt und als Sklavin nach Italien verkauft wurde. (cst/KNA)