Franziskus hatte den Kardinal im Oktober heiliggesprochen

Einzige Reliquie des heiligen John Henry Newman gestohlen

Veröffentlicht am 10.02.2020 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 
Kardinal John Herny Newman
Bild: © KNA

London ‐ Er war einer der umstrittensten Konvertiten seiner Zeit und wird heute nicht nur von Engländern verehrt: John Henry Newman hinterließ unzählige Schriften. Allerdings gibt es nur eine Reliquie von ihm – und ausgerechnet die ist nun gestohlen worden.

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Die wohl einzige erhaltene Reliquie des heiligen John Henry Newman (1801-1890) ist aus der Oratorianerkirche im mittelenglischen Birmingham gestohlen worden. Die betroffene Gemeinde hatte den Diebstahl bereits Anfang Februar in ihrem Pfarrblatt bekannt gemacht, doch erst jetzt hat er durch einen Bericht in der britischen Zeitung "The Catholic Herald" (Samstag) größere Aufmerksamkeit bekommen. Die Niederlassung der Oratorianer in Birmingham, die auf eine Gründung Newmans zurückgeht, bedauert den Vorfall sehr und bittet um sachdienliche Hinweise.

Newman war ursprünglich auf dem Friedhof der Gemeinde Rednal bei Birmingham bestattet worden. Im Zuge des Seligsprechungsverfahrens hatten die Oratorianer 2008 erwirken können, dass sein Leichnam exhumiert und zur Verehrung in die Kirche der Gemeinschaft überführt wurde. Als man den Sarg öffnete, stellte sich jedoch heraus, dass bis auf ein kleines Knochenstück keine weiteren sterblichen Überreste Newmans erhalten geblieben waren. Ein Sprecher der Kongregation erklärte die vollständige Zersetzung des Leichnams mit der ungewöhnlich feuchtkalten Erde, in der Newman begraben worden war. Untersuchungen des britischen Forensikers John Hunter widerlegen diese Erklärung, ohne einen weiteren Verbleib der Gebeine des Heiligen erklären zu können. Das Knochenstück wurde in einem Schrein in der Kirche in Birmingham aufbewahrt.

"Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken"

Der aus London stammende John Henry Newman sorgte als bekannter anglikanischer Gelehrter durch seinen Übertritt zum Katholizismus am 9. Oktober 1845 für Aufsehen. In der katholischen Kirche entwickelte er eine prägende Rolle als Theologe und später als Kardinal. In England gründete er die Oratorianergemeinschaft von Birmingham. Anfangs Kritik und Misstrauen ausgesetzt, gilt er inzwischen als eine "Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken". Sein Seligsprechungsverfahren wurde 1955 durch Papst Pius XII. eröffnet. Durch die aufwendige Prüfung seiner umfangreichen Schriften zog es sich bis 2010 hin. Papst Benedikt XVI., selbst ein Bewunderer des Engländers, sprach ihn schließlich in Birmingham selig. Es war das erste Mal, dass Benedikt XVI. eine solche Zeremonie, die er sonst Kardinälen überließ, persönlich vornahm.

Papst Franziskus sprach Newman zusammen mit vier weiteren Ordensfrauen am 13. Oktober 2019 heilig. An der Zeremonie nahm neben Vertretern der anglikanischen Kirche auch Prinz Charles für das britische Königshaus teil. (cst/KNA)