Bischöfe würdigen Marx nach Rückzug als DBK-Vorsitzender
Die deutschen Bischöfe haben mit Bedauern und Respekt auf die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx reagiert, nicht mehr für eine zweite Amtszeit als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz zu kandidieren. Als "sehr verständlich und überzeugend" bezeichnete der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann den Entschluss des Münchner Kardinals. Sie verdiene großen Respekt, so Wiesemann. Marx habe die Bischofskonferenz "souverän durch schwierige Jahre des gesellschaftlichen und kirchlichen Umbruchs geführt", so Wiesemann. "Für sein außerordentliches Engagement danke ich ihm ausdrücklich." Die Herausforderung zur Erneuerung und Reform der katholischen Kirche sei Marx entschlossen angegangen.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bedauerte die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx. "In alles anderen als einfachen Zeiten hat der Münchner Erzbischof die Deutsche Bischofskonferenz sehr gut in der Öffentlichkeit vertreten", erklärte er. Kardinal Marx habe "wichtige Impulse für Kirche und Gesellschaft geliefert und zudem noch etliche Aufgaben in der Weltkirche übernommen". Dass er jetzt diese Vielzahl an Verpflichtungen reduzieren wolle, um nicht zuletzt mehr Zeit für sein Erzbistum zu haben, "ist ebenso nachvollziehbar wie mit Respekt zu begegnen", so Neymeyr weiter. Es spreche für Marx' Zukunftsorientierung, dass er jetzt die jüngere Generation an die Reihe lassen wolle.
Der Limburger Bischof Georg Bätzing sieht im Rückzug von Marx ein Beispiel für Machtverzicht: "Wenn wir auf dem Synodalen Weg über Macht und Gewaltenteilung sprechen, dann ist seine Entscheidung auch ein Zeichen, dass man übertragene Verantwortung und Macht im guten Sinne abgeben kann", sagte Bätzing. Marx sei ein mutiger Vorsitzender gewesen und habe in herausfordernden Zeiten notwendige Entwicklungsprozesse in Gang gesetzt. "In der Öffentlichkeit und in den Medien wurde er als Stimme der katholischen Kirche in Deutschland ernstgenommen", so der Bischof von Limburg.
Der Bischof von Münster, Felix Genn, dagegen hätte sich eine zweite Amtszeit von Marx in der aktuellen Situation durchaus vorstellen können. Er respektiere jedoch seinen Schritt. "Ich bin Kardinal Marx sehr dankbar für das, was er als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz seit seiner Wahl in Münster im Jahr 2014 geleistet hat", so Genn. In schwierigen Zeiten habe er der Kirche "ein markantes und glaubwürdiges Profil und Gesicht gegeben", sagte der Münsteraner Bischof in einer Mitteilung. "Er hat sich mit hohem persönlichen Engagement für die Einheit der Deutschen Bischofskonferenz und der katholischen Kirche eingesetzt. Dabei ist er Kontroversen nicht aus dem Weg gegangen."
"Er hat sein Bestes gegeben"
Marx' Hauptgrund für seine Entscheidung – sein Alter – kann der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick gut nachvollziehen. "Seine Amtszeit fiel in unruhige Zeiten der katholischen Kirche und forderte dem Vorsitzenden viel ab", so Schick. "Er hat sein Bestes gegeben." Marx habe die Bischofskonferenz bei Terminen der Ökumene und des interreligiösen Dialogs sowie in Gesprächen mit den Regierungen, aber auch mit Arbeitgebern, Gewerkschaften, sozialen Einrichtungen und vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen stark repräsentiert.
Den DBK-Vorsitz habe Marx in den vergangenen sechs Jahren "mit großer Energie, mit Mut und zukunftsorientiert" wahrgenommen, erklärte der Trier Bischof Stephan Ackermann. Er sei Marx sehr dankbar dafür, was er als Vorsitzender "in bewegten Jahren" geleistet habe. Zudem habe Marx auf Ebene der Weltkirche und im Beratungsgremium des Papstes die Verbindung zwischen der Kirche in Deutschland und dem Vatikan gestärkt.
Auch der ernannte Bischof von Augsburg, Bertram Meier, bedauert die Entscheidung des Münchner Erzbischofs nach eigenen Worten "sehr". Er erklärte, er habe stets Marx' "Schaffenskraft, seine zupackende Art und auch seine Geselligkeit bewundert, die ihn so menschlich macht". Weiter sagte Meier über Marx: "Den Dienst an der Einheit innerhalb der Bischofskonferenz zu leisten, war sicherlich auch kräftezehrend. Zugleich freue ich mich, dass er in der Freisinger Bischofskonferenz weiterhin unser Vorsitzender bleibt." Der Rückzugsplan des Kardinals habe ihn "sehr überrascht", ergänzte Meier. "Zwar hatte ich erst im letzten halben Jahr als Diözesanadministrator intensiveren Kontakt mit ihm, aber schon zuvor hatten wir Berührungspunkte vor allem in den Jahren, in denen ich in Rom tätig war."
Weiterhin wichtige Rolle beim Synodalen Weg
Für Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, war Marx Ankündigung eine Überraschung. "Es hat mich sehr betroffen gemacht", so Sternberg im katholisch.de-Interview. Beim Synodalen Weg sei Marx für ihn ein Gesprächspartner und Partner gewesen, auf den man sich "hundertprozentig verlassen" könne. "Was ich an ihm sehr schätze: Er hat immer deutlich gemacht, dass Weltverantwortung, politisches Handeln und gläubige Katholizität keine Gegensätze sind", so Sternberg. Marx werde als Erzbischof von München und Freising sowie als Kardinal weiterhin eine wichtige Rolle beim Synodalen Weg spielen und weiter mitmachen.
Mit Bedauern und "großem Respekt" hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, die Entscheidung von Kardinal Reinhard Marx aufgenommen. "Mit Reinhard Marx verbindet mich nicht nur eine langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit; zwischen uns ist auch eine echte Freundschaft entstanden", sagte Bedford-Strohm. Für beides sei er zutiefst dankbar. Die tiefe Verbundenheit zwischen "unseren Kirchen" sei insbesondere in der Zeit der Vorbereitungen und Durchführung anlässlich des Gedenkens der Reformation vor 500 Jahren weitergewachsen. Die Beziehungen der EKD zur Deutschen Bischofskonferenz seien von so viel Vertrauen geprägt, dass die enge Verbindung über die aktive Zeit von Marx als deren Vorsitzender hinaus weiter tragen werde, zeigte sich der EKD-Ratsvorsitzende überzeugt. "Ich freue mich auf einen umso intensiveren Kontakt mit Reinhard Marx in Bayern." – Bedford-Strohm ist zugleich bayerischer Landesbischof mit Sitz in München.
Marx hatte am Dienstag nach sechs Jahren an der DBK-Spitze erklärt, er stehe für eine zweite Amtszeit nicht zur Verfügung. Sein Nachfolger wird bei der DBK-Frühjahrsvollversammlung im März in Mainz gewählt. "Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen", so Marx in einer Mitteilung. (cbr/KNA)