Prozess der Amazonas-Synode werde weiter fortgeführt

Papstvertrauter: Zölibats-Frage noch nicht entschieden

Veröffentlicht am 16.02.2020 um 18:35 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Das Papst-Schreiben "Querida Amazonia" ist noch keine Woche alt, und doch häufen sich die Interpretationen. Jetzt hat auch ein enger Vertrauter von Franziskus verraten, wie er das Dokument versteht. Für ihn geht der synodale Prozess weiter.

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Nach Ansicht des italienischen Theologen Antonio Spadaro sind strittige Fragen der Amazonas-Synode noch nicht endgültig entschieden. Vielmehr gehe der synodale Prozess auch nach dem jüngsten Papstschreiben weiter, schreibt der Chefredakteur der Jesuitenzeitschrift "Civilta Cattolica" in einem am Sonntag veröffentlichten Kommentar. Dabei verweist er auf eine "Schlüsselpassage" des Schreibens von Franziskus. Demnach müssen Fragen um gegensätzliche Auffassungen reifen und können erst später auf eine andere, oft noch ungeahnte Weise gelöst und versöhnt werden.

Dies, so Spadaro, gelte auch aber nicht nur für die Frage verheirateter Priester oder von Ämtern für Frauen. Das diesem Streit zugrundeliegende eigentliche Problem sei die Seelsorge in den teils unzugänglichen Weiten Amazoniens. "Diese dialektische Annäherung an die Realität ist für Franziskus ein Handlungskriterium, ein grundlegendes Element für pastorale Unterscheidung", schreibt Spadaro. Dabei gehe es nicht darum, den einen Pol zugunsten des anderen aufzuheben. Vielmehr gelte es, "eine überlegene Lösung zu finden", die den Anliegen der bisherigen, in Opposition stehenden Ansätzen dennoch gerecht werde.

Überlegungen, wie Maßnahmen des Papstes aussehen könnten, müssen weitergehen

In seinem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben "Querida Amazonia" hatte der Papst die Anregung der Synode vom Oktober, in Ausnahmefällen auch ältere verheiratete Männer zu Priester zu weihen oder ein Diakonat für Frauen zu schaffen, nicht aufgegriffen. Als erste Maßnahmen gegen Priestermangel in Amazonien empfahl Franziskus stattdessen Gebete für mehr Berufungen, verstärkten Einsatz vorhandener Priester in der Region sowie eine gezieltere Ausbildung. Insgesamt müssten die Kirche und ihre Seelsorge im Amazonasgebiet noch stärker von engagierten Laien geprägt werden, so Franziskus weiter.

Überlegungen, wie all dies aussehen könne, müssten nun weitergehen, schrieb Spadaro. Der Prozess der Amazonas-Synode werde fortgeführt, diesem habe der Papst mit seiner Exhortation neuen Schwung gegeben. Der Jesuit Spadaro gilt als Vertrauter von Franziskus und ist einer der agilsten Interpreten der Anliegen des Papstes. (KNA)