Asia Bibi will Asyl in Frankreich
Asia Bibi will in Frankreich Asyl beantragen. Immer noch erhalte die pakistanische Christin Todesdrohungen von Islamisten, sagte sie am Montag gegenüber der französischen Zeitung "La Croix". Sie fühle sich frei, aber immer noch bedroht, so Bibi, deren Todesurteil wegen Blasphemie durch den Obersten Gerichtshof 2018 aufgehoben wurde. Erstmals gibt sie auch ausführlich über ihren eigenen Glauben Auskunft, der sie während ihrer Haftzeit ermutigt und getragen hatte.
Nachdem Bibi für ein Jahr in Kanada aufgenommen wurde, sucht sie nun ein europäisches Land, das ihr Asyl gewährt. Am Freitag trifft die 49-jährige den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, bei dem sie Asyl beantragen wolle. Aus Frankreich erhielt sie zuvor viel Unterstützung; 2015, noch während ihrer Haft, hatte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo Bibi zur Ehrenbürgerin der Hauptstadt ernannt. In Freiheit möchte sich Bibi für andere vom pakistanischen Blasphemiegesetz Betroffene einsetzen und für Religionsfreiheit werben: "Ich glaube, dass sich der Islam ändern muss." Pakistan sei nach wie vor ihre Heimat, die sie liebe, auch wenn sie aus Sicherheitsgründen nicht zurück könne.
Im Interview äußert sich die Christin auch zu ihrem Glauben. Mit acht Jahren sei sie von ihrem Onkel, einem katholischen Priester, getauft worden. Ihre Eltern bezeichnet sie als "sehr fromm und fest im Glauben". Ihr Glaube habe ihr die nötige Hoffnung gegeben, ihre Zeit im Gefängnis zu überstehen: "Ich hätte nicht weiterleben können, wenn ich keinen Glauben gehabt hätte." Im Gefängnis habe sie die Gegenwart Gottes gespürt: "In den ersten Jahren fühlte ich jeden Morgen, wenn ich aufwachte, die Anwesenheit eines Priesters, als ob er in meiner Zelle wäre und mit mir sprechen würde." Verse aus der Bibel, die ihr dabei einfielen, hätten sie durch den Tag geführt.
Peinigern "vollkommen verziehen"
Auch nach fast acht Jahren im Todestrakt fühlt Bibi keinen Groll gegenüber ihren Richtern und Anklägern. Ihren Peinigern habe sie "vollkommen verziehen": "Ich wusste durch das Evangelium, dass uns nicht vergeben wird, wenn wir selbst nicht denen vergeben, die uns Schaden zufügen." Asia Bibi wurde auf der Grundlage des pakistanischen Blaspemiegesetzes 2010 zum Tode verurteilt, weil sie angeblich den Propheten Mohammed geschmäht hat. Im Interview wendet sich Bibi gegen Darstellungen, dass sie von der Ex-Frau ihres Mannes angezeigt worden sei.
95 Prozent der Bevölkerung Pakistans sind Muslime, etwa 1,5 Millionen Katholiken leben dort. Nominell schützt das Blasphemiegesetz alle Religionen. In der Praxis werden jedoch nur Äußerungen gegen den Islam und seine Lehren nach diesem Gesetz verfolgt. Ihr Fall stieß auf weltweite Aufmerksamkeit und löste massive Proteste und Solidarität nicht nur von Christen weltweit aus. Der Freispruch durch das Oberste Gericht 2018 löste in Pakistan Unruhen radikalislamischer Gruppen aus. Auch heute noch befinden sich wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilte Christen in Pakistans Gefängnissen. (fxn)