Schreiben an alle Pfarreien der Diözese

Corona in Deutschland: Bistum Rottenburg ergreift Maßnahmen

Veröffentlicht am 27.02.2020 um 09:27 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Angst vor dem Coronavirus geht in der Kirche um: Weltweit ergreifen Diözesen Vorsichtsmaßnahmen. Als erstes deutsches Bistum tut das nun Rottenburg-Stuttgart: In einem Schreiben an alle Pfarrer wird formuliert, was vorerst zu unterlassen ist.

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Kirchen rund um den Globus veranlassen wegen des Coronavirus Vorsichtsmaßnahmen - auch in Deutschland: Das Bistum Rottenburg-Stuttgart empfahl allen katholischen Gemeinden, um der gegenwärtig erhöhten Infektionsgefahr zu begegnen, solle in den Gottesdiensten "bis auf Weiteres auf das gegenseitige Händereichen als Friedensgruß verzichtet werden", heißt es in einer am Mittwoch versandten Rundmail der Diözese an alle leitenden Pfarrer. Außerdem empfehle die Diözese derzeit ausschließlich die Handkommunion, keine Mundkommunion. Auf die Kelchkommunion mit der Gemeinde solle ebenfalls verzichtet werden. Und was ansonsten nur am Karfreitag in der Kirche üblich sei, würden die Gläubigen "in nächster Zeit als Normalfall haben: ein leeres Weihwasserbecken". Auch dies sei eine Vorsichtsmaßnahme gegen die momentan erhöhte Ansteckungsgefahr. In Württemberg sind mindestens vier Corona-Infektionsfälle bekannt.

Das Bistum Aachen empfiehlt seinen Gemeinden ebenfalls besondere Vorsichtsmaßnahmen. Die Weihwasserbecken - auch im Aachener Dom - sollten vorläufig nicht befüllt werden, wie ein Sprecher am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Der Friedensgruß in den Gottesdiensten solle nicht durch Händeschütteln, sondern nur durch Zunicken erfolgen. Weiter sind die Gemeinden angehalten, dass Kommunionausteiler die Hostien ausschließlich in die Hand und nicht in den Mund legen. Dagegen werden am Kölner Dom vorerst keine Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus ergriffen. "Aktuell gibt es keine Einschränkungen oder besonderen Hygienemaßnahmen am Kölner Dom", teilte Sprecher Markus Frädrich am Donnerstag mit. "Wir beobachten die Entwicklung der Coronavirus-Zahlen aber genau und behalten uns gesundheitliche Sicherheitsvorkehrungen vor."

Auch im Wiener Stephansdom und Salzburger Dom wurde das Weihwasser aus den Becken entfernt. Es sei ein "erstes symbolisches Zeichen, da das Weihwasserbecken für viele Gläubige und Touristen die erste Kontaktstelle im Dom ist", und um die Dombesucher zu beruhigen, erklärte Kanzleileiter der Dompfarre, Christian Herrlich, der Presseagentur Kathpress. Als zusätzliche Maßnahme seien alle Priester und Kommunionspender dazu angehalten, sich vor und nach der Messe die Hände zu desinfizieren. Man wolle aber keine "Panikmache" betreiben. Im Salzburger Dom verzichte man zudem auf die Mundkommunion und den Händedruck beim Friedensgruß, erklärte Domkustos Johann Reißmeier.

Priester verzichten auf Berührung der Gläubigen mit Asche

Ähnlich reagierte auch die italienische Diözese Bozen-Brixen: Gläubige wurden gebeten, die Kommunion nur mit der Hand zu empfangen, den Friedensgruß beim Gottesdienst zu vermeiden und in den Kirchen kein Weihwasser zu nehmen. Aus Furcht vor einer Verbreitung des Coronavirus verzichteten auf den mehrheitlich katholischen Philippinen viele Pfarrer bei den Aschermittwochsfeiern auf die Berührung der Gläubigen. Statt der Segnung mit einem Aschekreuz auf der Stirn hätten sie die Asche auf die Häupter der Gläubigen gestreut, berichteten philippinische Medien.

Papst Franziskus bekundete unterdessen den am Coronavirus erkrankten Menschen sowie Ärzten und Pflegekräften sein Mitgefühl. Er sei ihnen sowie all jenen nahe, die sich um Hilfe und Eindämmung der Infektionskrankheit kümmerten, so das Kirchenoberhaupt am Mittwoch am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz. Diese fand auf dem gut halb gefüllten Petersplatz statt. Unter den Zehntausenden Zuhörern waren nur vereinzelt Menschen mit Schutzmaske zu sehen. In Rom sind bisher nur wenige größere Veranstaltungen abgesagt worden. Der Vatikan schloss vorsichtshalber sämtliche ihm unterstehenden Katakomben in Italien bis auf weiteres. Das bestätigte auf Nachfrage am Donnerstag Pasquale Iacobone von der Päpstlichen Archäologie-Kommission. Man hoffe aber, sie "in einigen Tagen" wieder öffnen zu können. In den meist engen und feuchten Katakomben bestehe bei großen Besuchergruppen ein erhöhtes Infektionsrisiko, hieß es zur Begründung.

In Venedig hat laut Medien der Aschermittwochsgottesdienst in der Markuskirche nicht stattgefunden, nachdem in der Stadt mehrere Menschen positiv auf das Virus getestet worden waren. Der Vorsitzender des Gemeinderates der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Mailand, Walter Brand, berichtete im Interview dem Kölner Portal domradio.de, es sei "teilweise gespenstisch". Die Kirchen seien für Gottesdienste geschlossen "- das ist jetzt das erste Mal seit Jahrhunderten." Im Mailänder Dom sei lediglich ein Seiteneingang zum Beten geöffnet. (tmg/KNA)

27.2., 12:40 Uhr: Ergänzt um Bistum Aachen. 12:55 Uhr: Ergänzt um Kölner Dom. 13:10 Uhr: Ergänzt um Katakomben.