Mainzer Oberhirte wirbt für Einheit in Bischofskonferenz

Kohlgraf: DBK-Vorsitzender ist nicht der deutsche Papst

Veröffentlicht am 27.02.2020 um 11:25 Uhr – Lesedauer: 

Mainz ‐ Kommende Woche wählt die Deutsche Bischofskonferenz einen neuen Vorsitzenden. Der ist jedoch "weder der Chef der Bischöfe noch quasi der deutsche Papst", betont Bischof Peter Kohlgraf. Eventuell müsse das Amt künftig auch "entschlackt" werden.

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wirbt unter den deutschen Bischöfen für Zusammenhalt. Bei der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Anfang März in Mainz sei "uns Bischöfen zu wünschen, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es darum geht, Einheit in der Vielfalt zu leben und uns in einer guten Art und Weise bei allen Kontroversen zusammenzufinden", schreibt Kohlgraf in einem Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" (Ausgabe vom 1. März). "Wenn uns dies nicht gelingt, können wir dies kaum von den Gläubigen und erst Recht nicht mit erhobenem Zeigefinger von der Gesellschaft als Ganzer erwarten."

Hierbei zu "moderieren", werde ein wesentlicher Dienst des neuen Vorsitzenden der Bischofskonferenz sein, der als Nachfolger von Kardinal Reinhard Marx bei der Versammlung gewählt wird. Dabei gelte es vielleicht auch, dieses Amt zu "entschlacken", gab Kohlgraf zu Bedenken. "Der Vorsitzende ist weder der Chef der Bischöfe noch quasi der deutsche Papst, er ist der Sprecher." Der 52-jährige Kohlgraf gilt selbst als einer der möglichen Nachfolger von Marx.

Marx habe Polarisierung in Kirche "besonders spüren müssen"

Marx habe als Vorsitzender "besonders spüren müssen, wie polarisiert auch die katholische Kirche oft ist, auf allen Ebenen", schreibt Kohlgraf. "Es ist für mich kein Trost, dass eine derartige Polarisierung ein Phänomen unserer Gesellschaft insgesamt ist", so der Bischof weiter. "Bei allen Konflikten sollten wir in der Kirche die anderen Menschen nie als Feinde sehen, geschweige sie so behandeln."

Die erste Synodalversammlung des Reformdialogs des Synodalen Weges in Frankfurt wertete Kohlgraf positiv: "Man kann konträre Positionen aussprechen, ohne den Respekt voreinander und vom dem Glauben des anderen zu verlieren - weitgehend scheint mir dies gelungen zu sein." Kritik sei in jedem Falle erlaubt, "aber über manche laute, lieblose und erschreckend maßlose Kritik an unserem Weg kann ich nur den Kopf schütteln", so Kohlgraf. Weiter warnte er davor, das Bemühen um eine Reform der Kirche auf Fragen wie Zölibat oder Frauenordination zu verengen.

Zur Wahl des neuen DBK-Vorsitzenden hatte sich am Mittwoch auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer geäußert und ein komplett neues Besetzungsverfahren vorgeschlagen. Statt wie bisher einen Vorsitzenden für sechs Jahre zu wählen, sollten sich die Erzbischöfe alle drei Jahre abwechseln, sagte Voderholzer der in Würzburg erscheinenden Wochenzeitung "Die Tagespost". Die Reihenfolge könnte alphabetisch erfolgen. Bamberg würde somit den Anfang machen, danach folgten Berlin, Freiburg, Hamburg, Köln, München und Paderborn, so der Bischof. (tmg/KNA)