Sekretärin der nordischen Bischöfe: "Man braucht nicht die Weihe"
Der Jesuitenpater Hans Langendörfer will nicht nochmal als Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) kandidieren. Gleichzeitig deutete er an, dass dieses Amt auch von Laien, beispielsweise von einer Frau ausgefüllt werden könnte. Anna Mirijam Kaschner hat diesen Job seit 2009 schon inne: Sie ist Generalsekretärin der nordischen Bischofskonferenz, der die Oberhirten aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden angehören.
Frage: Frau Kaschner, welche Qualifikationen sind für ein Amt wie das des Sekretärs – oder wie in ihrem Falle der Generalsekretärin – einer Bischofskonferenz notwendig?
Kaschner: Auf der einen Seite sollte man im Bereich Theologie und Pastoral kompetent sein, auf der anderen Seite gehören aber auch organisatorische Fähigkeiten dazu. Letzteres ist wahrscheinlich sogar noch wichtiger. Als mir Papst Franziskus beim letzten Ad-limina-Besuch der nordischen Bischofskonferenz die gleiche Frage gestellt hat, habe ich ihm außerdem geantwortet: Man braucht nicht die Weihe. Was man aber braucht, ist eine gewisse Loyalität zu den Bischöfen und eine Liebe zur Kirche. Das ist sogar noch wichtiger als alle anderen Qualifikationen.
Frage: Sie sind eine Ordensfrau. Hilft Ihnen das, weil sie näher am Klerus sind oder hätte auch ein Blick von außen Vorteile?
Kaschner: Ich glaube nicht, dass ich näher am Klerus bin, weil ich eine Ordensfrau bin. Neben mir gibt es eine weitere Generalsekretärin in Europa, bei der niederländischen Bischofskonferenz. Sie ist keine Ordensfrau. Aber auch eine Mitschwester von mir füllt diese Position aus – und das in Südafrika. Es kann sein, dass die Zugehörigkeit zu einem Orden in gewissen kulturellen Zusammenhängen wichtig ist. Bei uns im Norden macht das überhaupt keinen Unterschied.
Frage: Glauben Sie denn, dass es einen Unterschied macht, ob eine Frau auf diesem Posten sitzt?
Kaschner: Auf jeden Fall. Wir sind auf eine andere Weise präsent. Einen viel größeren Unterschied macht es aber, ob jemand Priester ist oder nicht. Bei internationalen Treffen erlebe ich ganz oft Priester oder Bischöfe im Amt des Generalsekretärs. Ich merke da immer wieder: Es ist wichtig, dass jemand von der Basis da ist und von dort eigene Vorstellungen und Ideen in diese Runden einbringt. Priester und Bischöfe sind von manchen Themen des Gemeindealltags oft weit weg. Jemand wie ich kann da Themen oder Fragen ansprechen, die man im Kern der Kirchenhierarchie nicht auf dem Schirm hat. Manchmal sind es aber auch ganz praktische Sachen, bei denen der Laien-Blick hilft – wenn es etwa darum geht, Hirtenbriefe zu formulieren. Da denke ich mir oft: So kann man heute nicht mehr zu Gemeinden sprechen, das verstehen die Leute nicht.
Frage: Werden Laien im Allgemeinen und Frauen im Besonderen von den Bischöfen denn akzeptiert? Immerhin sagen Sie den Oberhirten immer wieder qua Amt, was sie tun sollen.
Kaschner: Aus den Reihen meiner Bischöfe hat mich tatsächlich schonmal einer als Chefin bezeichnet. Ich habe die Tagesordnung und die Themenliste im Kopf und weiß genau, wann wir wo hinmüssen. Bei den nordischen Bischöfen erlebe ich da kein Akzeptanzproblem. Ich erinnere mich, dass Pater Langendörfer mal nach einer unserer Sitzungen meinte: "Wie schön, die hören auf dich!" Natürlich tun sie das! Nicht im Sinne von Gehorchen, aber im Sinne von Akzeptanz und aktivem Zuhören auf das, was ich etwa aus meinem Blickwinkel als Frau und Laie zu sagen habe. Das liegt aber auch an unserer skandinavischen Kultur: Wir reden uns nie mit Titeln an, das ist völlig verpönt. Wir duzen uns alle, egal ob Bischof oder Zahnarzt. Ob das in Deutschland so machbar wäre, weiß ich nicht. Ich glaube, dass es zwischen Klerus und Episkopat in Deutschland und im Norden Unterschiede gibt.
Frage: Was wäre für eine mögliche DBK-Sekretärin in Deutschland wichtig?
Kaschner: Wenn ich als Frau in einem Männergremium arbeite, gehört es dazu, meine Frau zu stehen und nicht betont unterwürfig zu sein. Es geht darum, meine Meinung klar vorzubringen und wie ich die Dinge sehe. Dann werde ich auch gehört.