Kämpfer für die Einheit – Patriarch Bartholomaios I. wird 80 Jahre alt
Auf internationalem Parkett – wie im Januar beim Weltwirtschaftsforum in Davos – ist er ein willkommener Gast, in der christlichen Ökumene ein geschätzter Partner. Doch für den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., der am 29. Februar 80 Jahre alt wird, läuft es derzeit ausgerechnet zu Hause nicht rund. Das betrifft nicht nur das seit Jahrzehnten schwierige Verhältnis zum türkischen Staat, sondern mehr noch die anhaltenden Konflikte in der Weltorthodoxie, deren Lösung derzeit nicht absehbar ist. Der Moskauer Patriarch Kyrill I., dessen Kirche die Gemeinschaft mit Konstantinopel aufgekündigt hat, dürfte diesmal nicht zu den Gratulanten gehören.
Seit 1991 ist Bartholomaios Patriarch der einstigen römischen Kaiserstadt am Bosporus und damit das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. Wie dieses Amt auszufüllen ist, gehört zu den innerorthodoxen Streitpunkten: Während Bartholomaios die Rolle Konstantinopels als "Mutterkirche" der Orthodoxie stark betont und die Koordinationsfunktion für die eigenständigen orthodoxen Kirchen beansprucht, wird ihm von Moskau und anderen der Vorwurf gemacht, damit das katholische Organisationsmodell kopieren zu wollen.
Konflikte in der Weltorthodoxie
Sichtbar wurde der Konflikt 2016 beim jahrzehntelang vorbereiteten orthodoxen Konzil von Kreta, das der Höhepunkt der Amtszeit des Patriarchen werden sollte. Es wurde durch die Absagen Moskaus und dreier anderer Kirchen in seiner Bedeutung stark geschmälert. Der Streit verschärfte sich, als Bartholomaios in der Ukraine, um die dortige Kirchenspaltung zu überwinden, eine von Moskau unabhängige Neugründung unterstützte; dies führte zum Bruch mit Kyrill. Für Bartholomaios, der sein Amt als Dienst an der Einheit versteht, ist das schmerzlich – doch kein Grund, von dem als richtig angesehenen Weg abzuweichen.
Geboren wurde er am 29. Februar 1940 als Dimitrios Archondonis auf der türkischen Insel Imbros. Er studierte an der später von den türkischen Behörden geschlossenen Hochschule von Chalki und erhielt bei seiner Diakonenweihe den Namen des Apostels Bartholomäus. Zu weiteren Studien ging er nach Rom, Bossey in der Schweiz und München. Als langjähriger Sekretär von Patriarch Demetrios (1972-1991) konnte er wichtige Erfahrungen für sein künftiges Amt sammeln. 1990 wurde der promovierte Kirchenrechtler, der sieben Sprachen fließend spricht, Metropolit von Chalcedon und damit ranghöchster Metropolit der Heiligen Synode; ein Jahr später wurde er zum 270. Nachfolger des Apostels Andreas und Ökumenischen Patriarchen gewählt.
Enge Verbindung zu Papst Franziskus
Außerhalb der Türkei, die seine gesamtorthodoxen Aufgaben nicht anerkennt und ihn nur als Oberhaupt der offiziell wenigen tausend einheimischen griechisch-orthodoxen Christen betrachtet, ist Bartholomaios ein begehrter Gesprächspartner. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm würdigte ihn als "einen der wichtigsten religiösen Impulsgeber unserer Zeit".
Mehrmals besuchte der Patriarch den Vatikan und empfing umgekehrt drei Päpste in seinem Amtssitz, dem Phanar. Besonders eng ist sein Verhältnis zu Papst Franziskus, mit dem ihn nicht zuletzt die Sorge um die Not der Flüchtlinge verbindet. Gleiches gilt für sein weiteres großes Anliegen, die "Bewahrung der Schöpfung" – auch ein Thema mit politischer Dimension. Sein ökologisches Engagement brachte ihm den Ehrennamen "Grüner Patriarch" ein.
Auch politisch stehen Bartholomaios I. viele Türen offen, zumindest im Westen. Bei seinen Deutschlandbesuchen 2014 und 2017 wurde er vom Bundespräsidenten und weiteren hohen staatlichen Repräsentanten empfangen. Dabei konnte er auch offen über die schwierige Lage der Christen in seiner Heimat und in den angrenzenden Regionen sprechen. Bei öffentlichen Auftritten hält er sich zu diesem Thema zurück, um nicht Öl ins Feuer zu gießen.
Immerhin ist es ihm in den vergangenen Jahren gelungen, historisch bedeutende Stätten wiederzubeleben und in den alten Gotteshäusern die Liturgie zu feiern. Aus der Lage seiner Kirche am Schnittpunkt der christlich-westlichen und muslimisch-östlichen Welt leitet er eine besondere Verantwortung ab, die gegenseitige Annäherung und interreligiösen Dialog zu fördern. Fanatikern hält er immer wieder entgegen: "Krieg im Namen der Religion ist Krieg gegen die Religion."