Auf lange Sicht könnten nicht alle Kirchen erhalten werden

Woelki: Große personelle und finanzielle Einschnitte im Erzbistum Köln

Veröffentlicht am 29.02.2020 um 09:29 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki blickt in die Zukunft seines Erzbistums. Nicht nur personelle und finanzielle Einschnitte würden diese bestimmen. Das habe vor allem für die Pfarreien Konsequenzen.

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Kardinal Rainer Maria Woelki stellt die Gemeinden im Erzbistum Köln auf große personelle, finanzielle und strukturelle Einschnitte ein. In nicht einmal zehn Jahren werde es weniger als die Hälfte des heutigen Seelsorgepersonals geben, heißt es in dem im Amtsblatt des Erzbistums Köln (März) veröffentlichten Fastenhirtenbrief des Erzbischofs. Weniger Einnahmen und steigende Ausgaben bedeuteten für alle Bereiche spürbar geringere Finanzmittel. "Deutlich größere Pfarreistrukturen werden das Dach eines sich weiter verändernden kirchlichen Lebens bilden", so Woelki.

Auf längere Sicht könne das Erzbistum auch nicht alle seiner 1.200 Kirchen und Kapellen erhalten, erklärt der Kardinal. Kleiner und älter werdende Gemeinden würden das kirchliche Leben nicht wie bisher fortführen können. Angesichts dieser Entwicklung ruft Woelki die Gemeinden zu besonderen Anstrengungen auf, den Glauben und "die Freude am Evangelium" zu vermitteln. Dies müsse besonders "an den Schwellen unserer Kirchentüren" auf Straßen und Plätzen oder in Gefängnissen und Krankenhäuser geschehen, zitiert er Papst Franziskus.

Der Erzbischof fordert die Gemeinden auf, "eine breite Willkommenskultur innerhalb und außerhalb unserer Kirchenräume" zu leben. Notwendig sei zudem eine "dienende und ermutigende Leitungskultur auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens". Dazu gehöre auch "die Erprobung von auf Zeit übertragener Verantwortung in Gemeinden an ein Team getaufter und gefirmter Christen".

Miteinander auf allen Ebenen

Zwischen Priestern, anderen Seelsorgemitarbeitern, Hauptberuflichen und Engagierten in kirchlichen Einrichtungen müsse es ein erneuertes Miteinander geben, so Woelki. Möglichst viele Getaufte seien in die Sendung der Kirche einzubinden. Der Kardinal bittet darum, sich für Arme, Bedrängte, Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Nach seinem Willen soll die Messfeier mit dem Sakrament der Eucharistie "geistlich vertieft" gefeiert werden; dabei wird nach katholischem Verständnis Jesus durch eine Wandlung von Brot und Wein selbst gegenwärtig. Auch der Anbetung des Sakramentes müsse wieder "neu Raum, Zeit und Gestaltung" gegeben werden.

Der Fastenhirtenbrief soll an diesem Wochenende in den Sonntags- und Vorabendmessen der Pfarrgemeinden verlesen werden. Er steht erstmals auch als Videoaufnahme zur Verfügung – so etwa ebenso im Bistum Würzburg, wo vor allem Priester entlastet werden sollen. (mpl/KNA)