Bericht: Massiver Anstieg von Kirchenaustritten im Bistum Osnabrück
Im Bistum Osnabrück sind nach Recherchen der Bistumszeitung "Kirchenbote" (Sonntag) 2019 deutlich mehr Katholiken aus der Kirche ausgetreten als im Jahr zuvor. Besonders im Emsland und rund um die Stadt Osnabrück hätten sich in einigen Kommunen die Zahlen nahezu verdoppelt, schreibt das in Osnabrück erscheinende Blatt unter Berufung auf eine eigene Umfrage bei Standesämtern. "Dabei fällt auf, dass die Zahlen nicht nur insgesamt massiv angestiegen sind, sondern in überwiegend katholisch geprägten Gebieten offenbar noch mal höher liegen", hieß es. Betroffen seien vor allem Gemeinden, in denen Missbrauchsfälle bekannt geworden sind.
Missbrauchsfälle und Kirchensteuer als Gründe
Die Missbrauchsfälle seien nach Beobachtung der Mitarbeiter in den Standesämtern vor allem für ältere Menschen der Grund für einen Austritt, schreibt das Blatt. Bei Jüngeren spiele nach wie vor auch die Kirchensteuer eine entscheidende Rolle. Weitere Gründe seien "mangelnde Reformen, starre Strukturen und zu starke Hierarchien". Die Angaben hätten die Menschen unaufgefordert gemacht, hieß es. Wer beim Standesamt aus der Kirche austritt, müsse keine Gründe nennen. Die Mitarbeiter dürften auch nicht nachfragen.
Das Bistum Osnabrück hatte für das Jahr 2018 rund 3.600 Austritte von Kirchenmitgliedern zu verzeichnen, 800 mehr als 2017. Es war die höchste Austrittszahl seit mehr als 20 Jahren. Die offiziellen Zahlen für 2019 werden im Juli erwartet. Ende 2018 lebten laut Diözese 552.990 Katholiken im Bistum Osnabrück.
Von 2017 auf 2018 war auch die Gesamtzahl der Austritte aus der katholischen Kirche in Deutschland dramatisch angestiegen. Im Jahr 2018 haben 216.078 Gläubige vor den staatlichen Behörden ihren Austritt erklärt. Gegenüber zum Vorjahr (2017: 167.504) stiegen die Kirchenaustritte um nahezu 29 Prozent an. Die Zahl der Katholiken in Deutschland lag im Jahr 2018 bei 23.002.128 (2017: 23.311.321). Knapp 28 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung waren damit Mitglieder der katholischen Kirche (2017: 28 Prozent). (tmg/KNA)