Kirche wird zum Pilgerziel für westafrikanische Katholiken

Ein "zweiter Petersdom" – Die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix

Veröffentlicht am 08.03.2020 um 13:23 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Eine Kuppel wie der Petersdom, Gärten wie in Versailles – nur größer. Die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix am Rande der ivorischen Hauptstadt Yamoussoukro war das Prestigeprojekt des früheren Präsidenten, zog aber lange kaum Besucher an.

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Die Basilika von Yamoussoukro ist eine katholische Kirche der Superlative: Mit 158 Metern ist sie höher als der Petersdom. Über insgesamt 7.400 Quadratmeter Buntglasfenster verfügt sie, und auf dem riesigen Gelände sollen 400.000 Bäume, Hecken, Sträucher und Blumen gepflanzt worden sein. Vorbild waren die Gärten von Versailles. Doch der verschwenderische Bau steht in krassem Kontrast zu seiner Umgebung. In der Elfenbeinküste leben mehr als 46 Prozent der gut 25,1 Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze; nicht einmal jeder fünfte bekennt sich zum Katholizismus.

Felix Houphouet-Boigny (1905-1993) hat in der Basilika Notre-Dame-de-la-Paix einen Ehrenplatz. Gleich in der ersten Reihe vor dem Altar erinnert eine Plakette an den Kirchenstifter und ersten Staatspräsidenten der Elfenbeinküste, der 1983 auch dafür sorgte, dass seine Heimatstadt Yamoussoukro zur Hauptstadt des westafrikanischen Staates wurde. Dort wollte er mit dem prunkvollen Gebäude dem Vatikan ein persönliches Geschenk machen. Nur gut drei Jahre Bauzeit waren nötig, bis die Kirche im September 1989 fertiggestellt war. Und noch ein weiteres Jahr musste der Präsident warten, bis sie schließlich von Johannes Paul II. geweiht wurde.

Nur einmal volle Bänke

Als der Papst am 10. September 1990, vor knapp 30 Jahren, die Basilika in Yamoussoukro weihte, wird er sich ein wenig wie in Rom gefühlt haben. Schließlich ist der Bau des libanesischen Architekten Pierre Fakhoury stark an den Petersdom angelehnt. Allerdings gibt es einen grundlegenden Unterschied: In den Petersdom strömen täglich viele tausend Besucher. Lange Zeit hieß es, dass die Basilika, die über 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze verfügt, nur ein einziges Mal voll gewesen sein soll: am Tag der Weihe. Ivorischen Medienberichten zufolge lockt sie jedoch immer mehr Pilger aus der Region an.

An regulären Tagen ist die Zahl der Besucher freilich überschaubar. Notre-Dame-de-la-Paix ist keine Kathedrale, also keine Bischofskirche. In einer Broschüre über das Bauwerk heißt es, dass täglich zwischen 700 und 1.000 Menschen kämen. Ivorer zahlen umgerechnet 1,50 Euro Eintritt, Ausländer doppelt so viel. Auch Führungen werden angeboten.

Die Kathedrale sieht dem Petersdom sehr ähnlich, befindet sich jedoch in Afrika. Es handelt sich um die Basilika "Unserer Lieben Frau des Friedens" in Yamoussoukro an der Elfenbeinküste.
Bild: ©KNA

Die Kathedrale sieht dem Petersdom sehr ähnlich, befindet sich jedoch in Afrika. Es handelt sich um die Basilika "Unserer Lieben Frau des Friedens" in Yamoussoukro an der Elfenbeinküste.

Unter anderem wird den Gästen ein spezieller Raum unterhalb des Altars gezeigt. Von dort werden die Einstellungen der Klimaanlage geregelt - eine absolute Ausnahme in einer westafrikanischen Kirche. Mit einem großen Mischpult sorgen Mitarbeiter während der Gottesdienste zudem für den richtigen Sound. Die Musik kommt aus der Konserve. Fröhliche und stimmgewaltige Gesänge, die sonst so typisch für afrikanische Gottesdienste sind, gibt es nicht.

Eine Basilika als Fingerzeig

Prunkstück ist die riesige Kuppel, die mit zwei Aufzügen erreicht werden kann. Am Eingang der Kuppel dokumentieren Fotos die Bauphase. Dort ist auch eine Zeichnung zu sehen. Sie dokumentiert, dass die Basilika noch höher ist als der Petersdom in Rom - wenn man das Kreuz auf der Kuppel hinzurechnet. Höher, größer, weiter: Die Basilika von Yamoussoukro soll beeindrucken und Ehrfurcht erwecken.

Als Präsident Houphouet-Boigny, der 33 Jahre lang an der Macht war, die Kirche erbauen ließ, hatte sie noch eine andere Funktion. Sie sollte ein Fingerzeig an den Westen sein: Was Europa kann, können wir auch. Heute steht sie eher da wie ein Fremdkörper. Auch weil in der Basilika weder geheiratet werden kann noch Trauerfeiern stattfinden. Immerhin sind Taufen möglich.

Finanziert wurde der schätzungsweise 300 Millionen US-Dollar teure Bau vor allem durch Steuergelder des armen Landes - obwohl der Präsident mehrfach beteuert hatte, er habe alles aus seinem Privatvermögen bezahlt. Nach der Fertigstellung erhielt Houphouet-Boigny daher die Auflage, als Kompensation gleich nebenan ein Krankenhaus zu errichten. Es dauerte fast ein Vierteljahrhundert, bis es am 14. Januar 2015 endlich eröffnet wurde - viel länger als die Riesenkirche vor einem Vierteljahrhundert.

Von Katrin Gänsler (KNA)