Frankreichs Bischöfe kritisieren Gottesdienstverbot bis Anfang Juni
Die französischen Bischöfe bedauern die Verlängerung des Gottesdienstverbots bis zum 2. Juni. "Die Freiheit der Religionsausübung ist ein konstitutives Element des demokratischen Lebens", heißt es in einer Pressemitteilung des Ständigen Rats der Bischofskonferenz am Dienstagabend. Einige Stunden zuvor hatte der französische Premierminister Édouard Philippe der Nationalversammlung die Pläne der Regierung für eine schrittweise Lockerung der Schutzmaßnahmen ab dem 11. Mai vorgestellt.
"Wir teilen das Anliegen der Regierung, die Verbreitung der Epidemie so weit wie möglich einzuschränken, aber es ist schwer vorstellbar, wie die normale Praxis der Messe trotz Einhaltung der Abstandsregeln die Ausbreitung des Virus stärker begünstigen soll als die anderen Aktivitäten, die bald wiederaufgenommen werden dürfen", so die Oberhirten. Katholiken im Land hätten die Anweisungen der Regierung bisher mitgetragen und würden sie auch weiterhin mittragen. Doch die "spirituelle und religiöse Dimension des Menschen trägt, davon sind wir überzeugt, zum Frieden der Herzen, zur Stärke in Zeiten der Prüfung, zur Brüderlichkeit unter den Menschen und zum gesamten sozialen Leben bei". Deshalb wolle man schon jetzt vonseiten der Bischöfe mit den staatlichen Behörden die Wiederaufnahme der Gottesdienste vorbereiten.
Alle religiösen Feiern mit Ausnahme von Beerdigungen bleiben untersagt
Das Pfingstfest soll – sofern ein Wiederaufflammen der Epidemie ausgeschlossen ist – nach dem Willen der Bischöfe das Ende der Einschränkungen im liturgischen und sakramentalen Leben markieren. Bis dahin lade die Bischofskonferenz alle Katholiken dazu ein, den Monat Mai als einen "Monat im Abendmahlssaal" zu leben. Das ist eine Anspielung auf die Urgemeinde, die sich bis zum Pfingstwunder zum Gebet in das Obergemach des Abendmahlssaals zurückzog (Apg 1,13-14).
Am Freitag hatten über 130 Priester einen offenen Brief in der Zeitung "Le Figaro" veröffentlicht. Sie appellierten an Präsident Emmanuel Macron, Gottesdienste bereits ab dem 11. Mai wieder zuzulassen. Sie würden für die entsprechenden Teilnehmerbeschränkungen und Hygienemaßnahmen sorgen, versicherten sie. Man könne den Gläubigen den Zugang zur Eucharistie nicht länger verweigern. Ähnlich wie in vielen Ländern finden Gottesdienste derzeit nur mit fünf bis sieben Gläubigen statt und werden im Internet oder Fernsehen verbreitet.
Nach sechs Wochen der strikten Ausgangssperre hat das französische Parlament am Dienstag schrittweise Lockerungen ab Mitte Mai beschlossen. Während Kindergärten, Schulen und Wochenmärkte in Frankreich nach und nach wieder öffnen dürfen, sind religiöse Zeremonien mit Ausnahme von Bestattungen weiterhin untersagt. Kulturelle und Freizeiteinrichtungen wie Museen, Kinos oder Cafés bleiben geschlossen. (cst)