DBK-Vorsitzender kritisiert Suizidbeihilfe-Urteil des Verfassungsgerichts

Bischof Bätzing eröffnet Wallfahrtssaison in Kevelaer – mit Gemeinde

Veröffentlicht am 01.05.2020 um 11:25 Uhr – Lesedauer: 

Kevelaer ‐ Der Vorsitzende der deutschen Bischöfe hat die Wallfahrtssaison im niederrheinischen Pilgerort Kevelaer eröffnet. Anders als noch vor einigen Wochen geplant, durften auch Gläubige bei der Eröffnungsmesse dabei sein.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat die Wallfahrtssaison im niederrheinischen Pilgerort Kevelaer eröffnet. In seiner Predigt kritisierte der Limburger Bischof am Freitag das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Suizidbeihilfe. Dass diese "für rechtens erklärt wurde, erschüttert mich", so Bätzing. Das Urteil sei "ein tiefer Einschnitt in die Rechtskultur und die ethischen Grundwerte unseres Landes". Sei bisher das Lebensrecht oberstes Prinzip und der Schutz des Lebens "vornehmste Pflicht des Staates" gewesen, werde nun "die autonome Selbstbestimmung des Menschen darüber gestellt und die Selbsttötung sozusagen zum Inbegriff der Autonomie des Menschen", so der Limburger Bischof.

Er mache sich große Sorgen, welche Auswirkungen dieses Urteil auf den Umgang mit besonders verletzlichen Menschen haben werde: "Lehren nicht Erfahrungen in unseren Nachbarländern, dass der Druck auf diese Menschen steigen wird, wenn der Damm einmal gebrochen ist? Das möchte ich nicht widerspruchslos hinnehmen." Das Urteil fordere Christen heraus, "ganz entschlossen für die Heiligkeit und Unverfügbarkeit des Lebens einzutreten, für das Lebensrecht der Schwachen, Kranken, Leidenden und Sterbenden - und auch der Ungeborenen". Sie alle hätten "Lebensanspruch und Lebensrecht bis zum letzten Atemzug".

Natürlich, so Bätzing weiter, sei auch das Recht auf Selbstbestimmung ein hohes Gut. Aber er sei überzeugt, dass man dem Respekt vor menschlichem Leiden und vor wirklich freien Entscheidungen viel eher entspreche, "wenn menschenwürdiges Leben bis zum Ende und damit menschenwürdiges Sterben möglich bleiben". Darum werde die katholische Kirche ihren Einsatz für Palliativmedizin und Hospizarbeit verstärken und "gegen allen ökonomischen Kostendruck dafür öffentlich eintreten". Menschliche Fürsorge sei bei weitem der sicherste Raum für menschliches Leben und Sterben in Würde.

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Bätzing predigte bei einem der ersten öffentlichen Gottesdienste nach der Wiederzulassung durch Bund und Länder. Er sprach in Kevelaer vor 150 Gläubigen. Wegen der Corona-Pandemie durfte nur etwa jeder sechste Platz in der Marienbasilika besetzt sein. Ursprünglich sollte ganz ohne Gemeinde gefeiert werden. Am Donnerstag hatten sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Regierungschefs darauf geeinigt, wieder Gottesdienste unter strengen Auflagen zuzulassen.

Bätzing lobt "kreative Ideen" in Corona-Krise

Der Limburger Bischof lobte "die vielen kreativen Ideen, die in den letzten Wochen in christlichen Familien, in den Häusern und kleinen Gemeinschaften entstanden sind, als wir nicht zusammen Messe feiern konnten". "Mein Herz bebt in dieser Stunde", bekannte er und rief zugleich zu weiterhin großer Vorsicht und Rücksicht auf. Auch wenn Gottesdienste wieder möglch seien, müsse man sich des Risikos und der großen Verantwortung bewusst sein, denn "die Corona-Gefahr ist noch lange nicht vorbei".

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Kevelaer ist nach dem bayerischen Altötting der zweitgrößte katholische Pilgerort in Deutschland. Jährlich kommen schätzungsweise rund 800.000 Pilger zum Gnadenbild der "Trösterin der Betrübten". Diese, so Bätzing, erinnere an eine der wichtigsten Aufgaben der Christen, nämlich Leidenden und Sterbenden alle nötige Hilfe, menschliche Begleitung und Seelsorge zukommen zu lassen.

Zur aktuellen Corona-Krise ergänzte der Bischof, das Virus und seine Folgen hätten sich "wie eine Dornenkrone" auf das Leben vieler Menschen gelegt und Leid, Tod und Unheil verursacht: "Das alles wird uns über Jahre und Jahrzehnte belasten." In dieser Zeit werde viel geweint - etwa "um die Schwerkranken auf den Intensivstationen und die Sterbenden, die ihren letzten Weg unbegleitet gehen mussten". Leid erlebten aber auch Frauen und Männer in Kurzarbeit und mit Existenzsorgen oder alte, kranke und einsame Menschen.

Zum Glück, so Bätzing weiter, gebe es aber auch viel Solidarität, "wunderbare Aufmerksamkeit füreinander und Ideen, einander konkret zu helfen". Der Schutzmantel der Gottesmutter auf dem Gnadenbild in Kevelaer sei ein Symbol dafür, Leidenden und Schwachen Zuwendung und Geborgenheit zu schenken. (rom/KNA)