"Jesus will Realpräsenz!"

Ernannter Bischof Meier: Wahre Kirche kommuniziert nicht nur virtuell

Veröffentlicht am 04.05.2020 um 10:55 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Dass es möglich gewesen sei, über Livestream und Fernsehen mit den Menschen Gottesdienst zu feiern, sei ein Segen der Technik, sagt der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier. Aber diese Zeit der virtuellen Kirche müsse wieder aufhören.

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Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier ist davon überzeugt, dass die Zeit nach Corona einen Digitalisierungsschub bringen wird. Dass es möglich gewesen sei, über Livestream und Fernsehen mit den Menschen Verbindung zu haben, sei ein Segen der Technik, sagte Meier in seiner sonntäglichen Predigt. Die Bischöfliche Hauskapelle, aus der regelmäßig die Gottesdienste übertragen worden seien, sei zum "Mittelpunkt eines großen Netzes von Betern" geworden.

Aber diese Zeit müsse wieder aufhören, so Meier. Denn es sei, wie Papst Franziskus sagt, nicht die wahre Kirche, nur über Medien virtuell zu kommunizieren. Es dürfe keine Wende zur virtuellen Frömmigkeit geben: "Jesus will Realpräsenz!" Der Ausnahmezustand sei der Notsituation geschuldet gewesen, "denn das Ideal der Kirche ist immer mit dem Volk und mit den Sakramenten". Mit Dank und Respekt habe er feststellen dürfen, wie reich an pastoralen Initiativen die Pfarreien, Gruppen und Orden seien, sagte der ernannte Bischof. Corona habe Einfallsreichtum geweckt und viele fantasievolle Projekte hervorgebracht, die nicht nur Notfallprogramm bleiben mögen.

Meier: Einige haben sich vom Hirtendienst frei genommen

Viele Priester, Diakone und unzählige Frauen und Männer hätten dafür gesorgt, dass Ostern nicht ausgefallen, sondern anders, aber nicht weniger intensiv gefeiert worden sei, sagte Meier. Die übergroße Mehrheit der Geweihten und Hauptberuflichen sei hier engagiert gewesen. Doch er habe auch bemerkt, dass einige sich vom Hirtendienst frei genommen und dies damit entschuldigt hätten, dass keine öffentlichen Gottesdienste mehr erlaubt gewesen seien. Der ernannte Bischof erinnerte deshalb daran, dass die Weihe zum Hirten nicht nur an Altar und Ambo rufe, sondern zu den konkreten Menschen.

Der Mangel an geweihten Hirten und die damit verbundene Streckung der Seelsorgeeinheiten bringe es auch mit sich, dass die Hirten ihre "Schafe" kaum mehr kennen würden, erinnerte Meier. Deren Namen stünden oft nur noch in der Computerdatei. Dieser Befund rufe die Verantwortung wach, "die wir füreinander tragen - unabhängig ob wir eine Weihe oder kirchliche Beauftragung empfangen haben oder nicht". Denn alle seien miteinander auf dem Weg. Es sei deshalb die Frage zu stellen, ob diese Zeit der Kirche vielleicht auch die Stunde sei, den Hirtendienst aller getauften und gefirmten Christinnen und Christen tiefer zu erfassen und engagierter wahrzunehmen.

Papst Franziskus hatte Meier (59) am 29. Januar als Nachfolger von Konrad Zdarsa zum neuen Augsburger Bischof ernannt. Die Weihe sollte am 21. März stattfinden, wurde wegen der Corona-Pandemie jedoch verschoben. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Ende März ernannte Franziskus Meier daher zum Apostolischen Administrator der Diözese mit der Vollmacht eines Diözesanbischofs. Zuvor hatte er das Bistum bereits als Diözesanadministrator verwaltet. (tmg/KNA)