Wie die Dome in Köln und Aachen den Zweiten Weltkrieg überlebten
Ruinen so weit das Auge sah, Bombenkrater vom Rhein bis zu den Ringen. Köln lag am Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühjahr 1945 in Trümmern. Die wenigen Kölner, die in den linksrheinischen Stadtteilen bis zur Befreiung der Stadt durch die Alliierten am 6. März ausgehalten hatten, waren durch eine Hölle gegangen. Zwischen Ende September 1944 und Anfang März 1945 wurden mehr Bomben auf Köln abgeworfen als in den ganzen fünf Kriegsjahren zuvor. Der Hohe Dom zu Köln ragte im Trümmermeer wie ein Mahnmal in den Himmel.
Die Kathedrale schien beinahe unversehrt zu sein. "Ein Wunder, dass sie noch stand, die einzige Kirche – in der ganzen City fast das einzige bedeutende Gebäude, das nicht eine vollständige Ruine war", zitiert der Historiker Niklas Möring ("Der Kölner Dom im Zweiten Weltkrieg") den damaligen britischen Kunstschutzoffizier Michael Ross. Für die Kölner ist das nach Ende des Krieges Zeichen und Ansporn, in ihre Stadt zurückzukehren und sie wieder aufzubauen.
Und doch war der Dom mehr als 70 Mal von Brandbomben getroffen worden. Die Feuerschützer der Dombauhütte hatten Schlimmeres verhindert. Glücklicherweise hatte man die mittelalterlichen Fenster und viele bedeutende Ausstattungsstücke des Domes rechtzeitig ausgebaut und teilweise in einem Bunker unter dem Nordturm eingelagert, wie in den Chroniken nachzulesen ist. Aber durch Sprengbomben waren 9 der 22 Gewölbe zerstört und 6 weitere schwer beschädigt worden. Der Giebel des zur Bahnhofsseite gehenden Querhauses stürzte ein. Für die Statik des Gebäudes besonders bedrohlich war ein rund zehn Meter großes Loch im Eckpfeiler des Nordturms. Es wurde noch im Krieg mit Ziegelsteinen verfüllt – eine Wunde, die noch bis 2005 sichtbar blieb und als "Domplombe" berühmt wurde. Bis 1956 brauchte es, um die übrigen Schäden zu beheben. 40 Jahre später wurde der Kölner Dom in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten aufgenommen. Heute gehört die Kathedrale zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands.
Rund ein halbes Jahr vor der Kapitulation am 8. Mai, am 21. Oktober 1944, war in Aachen der Krieg vorbei. Auch hier blieb wie in Köln der Dom zumindest in seiner Grundsubstanz erhalten. Zwar wurde das Bauwerk durch Bombenangriffe stark beschädigt. Die Brandbomben aber überstand die Kathedrale vor allem dank der rund 20 Jugendlichen, die sich rund um Stephan Buchkremer, Sohn des damaligen Dombaumeisters Joseph Buchkremer, in der "Feuerlöschgruppe Dom" zusammengetan hatten und weitere Zerstörungen verhinderten.
Es war eine lebensgefährliche Aufgabe. "Immer wieder knallte es ohrenbetäubend", erinnert sich der zur Domwache gehörende Walter Meven in einem Gespräch mit Spiegel online an einen Fliegerangriff 1943. "Das Kirchenschiff wirkte wie ein Verstärker für den Schall der Explosionen. Oft dachten wir, eine Bombe sei direkt über uns eingeschlagen, dabei hatte sie nur eine Nachbarstraße getroffen", so der damals 16-Jährige. Ein ums andere Mal erstickte diese Domwache kleinere Brände und verhinderte so eine Ausbreitung von Feuer. Eine Gedenktafel im Dom erinnert an die Helden. Die Überlebenden erhielten 1995 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen; Stephan Buchkremer wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Dennoch wurde auch der Aachener Dom durch mehrere Luftangriffe schwer beschädigt. 1941 zerstörte eine Sprengbombe die neugotische Heiligtumskapelle. In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember 1943 wurde der Dom voll getroffen, und die gesamte Fensterverglasung der Chorhalle ging zu Bruch. Die Zeitzünderbombe wurde aus der Chorhalle geschleudert und detonierte in einer angrenzenden Straße. Im Mai 1944 zerstörte eine weitere Bombe erneut Teile des Kreuzganges und Häuser im Atrium.
Die Annalen besagen, dass schon zwei Tage vor der offiziellen Kapitulation Aachens damit begonnen wurde, den Dom provisorisch zu sichern und wieder für Gottesdienste vorzubereiten. Die erste Messe wurde am 12. November 1944 im Oktogon vor einem provisorischen Altar abgehalten. Die größten Schäden konnten bis 1951 behoben werden. Die Unesco nahm 1978 den Aachener Dom als erstes deutsches Kulturdenkmal in die Weltkulturerbe-Liste auf.