Hitze, Habit und ein Halleluja
"Zumindest tagsüber", wie Matthias Deml, Sprecher der Kölner Dombauhütte präzisiert. Die weltbekannte Kathedrale am Rhein wartet auf ihrer Internetseite mit einem speziellen Service auf: einem aktuellen Vergleich zwischen Innen- und Außentemperatur. Als Faustregel lässt sich daraus ableiten: Ab der Mittagsstunde werden in dem gotischen Gotteshaus derzeit etwa zwei Grad weniger gemessen als auf der Domplatte. Schattiger ist es allemal.
Im Osten der Republik, in der katholischen Sankt-Josef-Kirche in Niesky, tritt dem Besucher dagegen schon einmal der Schweiß auf die Stirn. Das Gotteshaus in der sächsischen Oberlausitz wurde 1935 aus Holz errichtet.
Pfarrer Krystian Burczek achtet darauf, dass bei hohen Temperaturen die meisten Fenster geschlossen bleiben. "Sonst heizt sich der Raum zu schnell auf", sagt er.
Angst, dass bei langanhaltender Trockenheit oder Gewitter Feuer im Gebälk ausbrechen könnte, hat Burczek nicht: Die Kirche wurde kürzlich erst aufwendig saniert - unter Beachtung der aktuellen Brandschutzbestimmungen.
Was trägt der Priester bei der Hitze?
Eine Frage drängt sich dann allerdings doch auf: Was trägt der Priester selbst, um bei Gottesdiensten in sommerlicher Hitze kühlen Kopf zu bewahren? Burczek setzt auf einen Mix aus Maßgeschneidertem und Altbewährtem:
Erst kürzlich habe er sich ein Untergewand, die sogenannte Albe, nach einem Vorbild nähen lassen, "wie sie die Missionare in Afrika tragen". Bei den Obergewändern greift er auf Modelle aus der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) zurück. "Die lassen mehr Luft durch", findet der Seelsorger.
Solche Entscheidungsspielräume haben viele Ordensleute nicht. "Wir tragen immer unsere Ordenstracht", sagt Schwester Ruth aus der Benediktinerinnenabtei Kloster Engelthal. Allerdings können die in der hessischen Wetterau lebenden Nonnen bei großer Hitze auf einen leichteren "Sommerschleier" zurückgreifen.
Und manch eine Mitschwester hält einen eigenen Habit für heiße Tage vor. "Die Gewänder sind dann aus dünnerem Wollstoff." Wer im Garten arbeitet, darf statt der schwarzen Ordenstracht einen blauen Kittel anlegen samt einem "ganz kleinen blauen Schleier".
Viel trinken
Auch einen Ernährungstipp hat Schwester Ruth, seit 1975 in Engelthal, für diejenigen parat, die jetzt unter der Hitze leiden: "Bei uns kommt viel frisches Obst auf den Teller und Gemüse wie Gurken und Tomaten", erzählt sie. Eine weitere Regel aus dem Ordenshaus lautet: "Viel trinken."
Damit meint Schwester Ruth wohl kaum Alkoholisches. Doch der Gedanke liegt in der benediktinischen Familie nicht gar so fern. Im bayerischen Benediktinerkloster Andechs etwa kredenzen die Brüder und Patres ein unter Kennern weithin geschätztes Bier.
Bis zu 10.000 Gäste besuchen an sonnigen Wochenendtagen das "Andechser Bräustüberl", wo der süffige Gerstensaft ausgeschenkt wird. Von gutem Wetter oder hohen Temperaturen sei man aber nicht abhängig, betont Sprecher Martin Glaab.
Das Bier sei übers ganze Jahr begehrt - und werde seit einem knappen Monat sogar direkt in die USA geliefert. Von zu viel Maß Bier bei großer Hitze raten Ärzte und der gesunde Menschenverstand freilich ab.
Andererseits wusste schon Hildegard von Bingen: In Maßen genossen, können Gersten- oder Rebensaft selbst matte Seelen munter machen. Wer am Körper schwach sei, solle im Sommer mit Wasser gemischten Wein oder Bier trinken, so die Kirchenlehrerin: "Weil ihn das mehr erquickt, als wenn er Wasser trinkt."
Von Joachim Heinz (KNA)