Katholik und unerschütterlicher Frohgeist – Thomas Gottschalk wird 70
Zu Christi Himmelfahrt hat Thomas Gottschalk eine ganz besondere Beziehung. Denn an diesem Feiertag kam er am 18. Mai 1950 zur Welt: "Also das war so ein direkter Austausch: Der eine ist zum Himmel aufgestiegen, und der andere ist gelandet." Natürlich trug seine schlesische Mutter zur Entbindung ihren Teil bei. Sie ging dafür bewusst ins katholische Bamberg: Die nach der Vertreibung der Familie zur neuen Heimat gewordene Stadt Kulmbach war ihr schlicht "zu protestantisch".
Zu Gottschalks 70. Geburtstag gibt der Kalender diese Kombination nicht her; dafür darf @herbstblond, wie er sich auf Twitter nannte und wie auch sein erstes Buch heißt, in sein neues Lebensjahrzehnt hineinfeiern. Das ZDF hat gestern Abend die Livesendung "Happy Birthday, Thomas Gottschalk!" gesendet. Mit dabei waren "gute Freunde und prominente Wegbegleiter des Jubilars". Die Show wurde, so heißt es, unter Sicherheitsvorkehrungen produziert, die den aktuellen Empfehlungen zum Umgang mit Corona entsprechen. Im November soll Gottschalk dann neun Jahre nach seinem Abschied noch einmal "Wetten, dass..?" moderieren.
Die gute Laune lässt er sich nicht vermiesen. Er kann nicht anders. Egal, was passiert, ihn scheint nichts zu erschüttern. Der polyglotte Oberfranke findet immer einen Hoffnungsschimmer. Ihn mag schmerzen, dass seine Villa 2018 in Malibu komplett abgebrannt ist, doch er sagt: "Es gibt größeres Elend auf der Welt." Nachdenkliche Töne hat er zuletzt in seinem Buch "Herbstbunt" anklingen lassen. Mit dem Verlust des Eigenheims in Kalifornien kam auch die Trennung von Thea, mit der er über 40 Jahre verheiratet war und zwei inzwischen erwachsene Söhne hat; mehrfacher Opa ist Deutschlands bekanntester "Thommy" mittlerweile.
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Ein "schlechtes Gewissen", seine Familie nach so langer Zeit auseinandergebracht zu haben, habe er durchaus, räumte Gottschalk gegenüber dem "Spiegel" ein. Er versuche aber, so gut es gehe, "den Schaden, den ich bei allen Beteiligten angerichtet habe, so klein wie möglich zu halten". Inzwischen hat sich der Moderator in Baden-Baden mit seiner neuen, jüngeren Partnerin niedergelassen. Das Rampenlicht sucht er nach wie vor, doch einen Rosenkrieg über die Medien gab es nicht. Gottschalk fügte hinzu, er sei froh, in dieser Phase nicht mehr auf Twitter präsent gewesen zu sein.
Zum "Twittergott" mit 100.000 Followern war Gottschalk dort in kurzer Zeit avanciert. Noch rechtzeitig bemerkte er die Tücken des Mediums; die Shitstorms auf manchen nicht verstandenen Witz nahmen ihm die Freude, bekennt er in seinem Buch. Seither spricht "der letzte Schlesier" lieber wieder über Radio, TV oder Bücher zu den Menschen - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Sein früh geprägtes Gottvertrauen habe ihn durchs Leben getragen, sagt der Katholik. Mit einer Tante als Ordensschwester und "Onkel Hans" als Pfarrer gehörte geistliches Personal zum Dunstkreis seiner Jugend.
Gottschalks Glaube: "Ich kann zweifeln, aber das Fundament wackelt noch nicht"
"Onkel Hans" nahm sich der Gottschalks auch an, als der Vater 1964 starb. Zurück ließ der Anwalt eine finanziell nicht abgesicherte Familie mit drei Kindern. Thomas war mit 14 Jahren der Älteste, die Jüngste Raphaela vier. Die katholische Karriere des Knaben ging unterdessen vom Ministranten zum Vorbeter voran. Als der Berufswunsch kam, Journalist zu werden und dafür in München zu studieren, sorgte Mama Rutila dafür, dass der Abiturient beim Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp) die Aufnahmeprüfung machte, beim "großen Jesuiten" Pater Wolfgang Seibel. Der Rest seines Aufstiegs vom Bayerischen Rundfunk zum Fernsehen ist Geschichte.
Über seinen Glauben sagt Gottschalk: "Ich kann zweifeln, aber das Fundament wackelt noch nicht." Eigentlich sei er auf Thomas Morus getauft, aber ähnele mehr dem ungläubigen Thomas, jenem Apostel, der Sinnbild für den suchenden Menschen sei. Für Papst Franziskus kann sich Gottschalk begeistern: "Wir kommen mit ihm den Leuten langsam näher, aber es ist verflucht spät." Mit Johannes Paul II. verbindet ihn etwas anderes: Er und der Heilige haben am gleichen Tag Geburtstag.