Umstritten wegen Aussagen zu Homosexuellen

Konflikt um Pastor Latzel geht weiter – Kirchenleitung gegen Gemeinde

Veröffentlicht am 19.05.2020 um 12:49 Uhr – Lesedauer: 

Bremen ‐ Ist das von der Bremer Kirchenleitung gestartete Disziplinarverfahren gegen den umstrittenen Bremer Pastor Olaf Latzel rechtmäßig oder nicht? Darüber ist ein Streit zwischen der Gemeinde des Pfarrers und der Kirchenleitung ausgebrochen.

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Der Kirchenvorstand der evangelisch-konservativen St.-Martini-Gemeinde in Bremen hat die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen ihren umstrittenen Pastor Olaf Latzel scharf kritisiert. Das Verfahren sei ein unverhohlener Angriff auf die unbeschränkte Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit, die den Gemeinden in der Verfassung der Bremischen Evangelischen Kirche garantiert sei, heißt es in einer Stellungnahme, die der Vorstand auf der Internetseite der Gemeinde veröffentlichte. Die Kirchenleitung wies die Vorwürfe am Montag auf epd-Anfrage zurück.

Latzel hatte im Verlauf des Seminars im Oktober 2019 gesagt, Homosexualität stehe gegen die göttliche Schöpfungsordnung. Er warnte vor einer "Homolobby": "Überall laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day. Der ganze Genderdreck ist ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch", hatte er gesagt. Die Inhalte des Seminars waren über Youtube online gestellt und verbreitet worden, mittlerweile sind sie nicht mehr öffentlich. "Derartige Entgleisungen schaden dem Ansehen der ganzen Kirche erheblich", begründete das Gremium seine Entscheidung.

Auch Trägerverein des Christopher Street Day stellt Strafantrag

Der Vorstand der St.-Martini-Kirchengemeinde bestreitet die Rechtmäßigkeit des Beschlusses des Kirchenausschusses. Sanktionen, die im Zuge des Verfahrens möglicherweise ausgesprochen würden, akzeptiere die Gemeinde nicht, kündigte Jürgen Fischer als leitender Repräsentant des Vorstandes an. Die Bremer Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob Latzels Äußerungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Die Kirchenleitung hatte das Disziplinarverfahren gleich nach seiner Einleitung ausgesetzt. Sie verwies darauf, dass es nur wieder aufgenommen werde, wenn die Staatsanwaltschaft die Äußerungen Latzels als Straftat einstuft. Unabhängig davon hat auch der Trägerverein des Christopher Street Day in Bremen Strafantrag gegen Latzel gestellt.

In einer Reaktion der Kirchenleitung auf die Stellungnahme des Kirchenvorstandes hieß es, die Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der St.-Martini-Gemeinde werde durch das Disziplinarverfahren nicht berührt. Der Kirchenausschuss sei Dienstherr des Pastors, das Disziplinarverfahren sei allein ein personalrechtlicher Akt infolge der strafrechtlichen Ermittlungen gegen Latzel: "Der Kirchenausschuss wartet jetzt das Ergebnis der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen ab." In einem Disziplinarverfahren gibt es eine Reihe unterschiedlicher Sanktionen. "Das reicht von einem dienstlichen Verweis bis zur Entfernung aus dem Dienst, die sich auch auf das Ruhegehalt auswirken kann", hieß es auf Nachfrage.

Rückendeckung erfährt Pastor Latzel in einer Online-Petition, die mittlerweile von knapp 17.000 Unterstützern gezeichnet wurde. Die St.-Martini-Gemeinde ist eine von insgesamt 61 Gemeinden der Bremischen Evangelischen Kirche, zu der insgesamt gut 180.000 Mitglieder gehören. St. Martini zählt darunter mit knapp 1.200 Mitgliedern zu den kleineren Gemeinden. (epd)