Partisanenlied statt Gebetsruf: Minarette spielen "Bella Ciao"

Unbekannte haben im türkischen Izmir die Gebetsruf-Anlage von Moscheen gehackt und statt des islamischen Gebetsrufs die italienische Partisanenhymne "Bella Ciao" abgespielt. Nach Berichten der türkischen Zeitung “Hürriyet Daily News” wurde das Lied am Mittwoch von mehreren Minaretten in Izmir im Westen der Türkei abgespielt. Aufnahmen davon verbreiteten sich rasch in sozialen Medien.
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Das Lied wurde dabei in einer Fassung der Band "Grup Yorum" abgespielt. Die Gruppe gehört zum Umfeld der "Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front", einer sozialistischen Untergrundbewegung in der Türkei, an, die von der EU als Terrororganisation bezeichnet wird.
Eine Festnahme, weitere Ermittlungen
Laut Informationen der staatlichen Nachrichtenagentur “Anadolu” wurde am Donnerstag eine Frau in Zusammenhang mit der Aktion verhaftet sowie Ermittlungen gegen mehrere Personen aufgenommen, die sich in sozialen Medien positiv dazu geäußert hatten. Die Festgenommene wurde laut der Agentur aufgrund öffentlicher Verächtlichmachung religiöser Werte in Gewahrsam genommen, Details zu der ihr vorgeworfenen Tat sind noch nicht bekannt.
Die örtliche Religionsbehörde erklärte, dass die zentrale Tonanlage der Moscheen "sabotiert" worden sei. Kurz vor Ende des Ramadans sei das ein besonders schwerer Angriff auf die religiösen Gefühle der Bevölkerung. Izmir ist die drittgrößte Stadt der Türkei und eine Hochburg der oppositionellen Partei CHP. Die Bevölkerung gilt als säkular.
Der muslimische Gebetsruf erklingt fünfmal am Tag sowie zum Freitagsgebet von den Minaretten der Moscheen. Besonders in großen Moscheen kommen dabei auch Lautsprechersysteme zum Einsatz. Bekannt ist das Lied "Bella Ciao" durch seine Verwendung in der italienischen Widerstandsbewegung gegen die faschistischen und nationalsozialistischen Kräfte während des Zweiten Weltkriegs und findet heute noch in linken Bewegungen Verwendung. (fxn)