Bis zu 20 Atomraketen in Büchel

Kohlgraf: "Gefährliche Sorglosigkeit" in puncto Atomwaffen

Veröffentlicht am 06.06.2020 um 12:05 Uhr – Lesedauer: 

Mainz/Büchel ‐ Gerade im aufkeimenden Konflikt zwischen den USA und China sei es wichtig, sich für den Frieden und gegen Atomwaffen einzusetzen, findet der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf. Abschreckung sei kein Weg zum Frieden.

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Der Mainzer Bischof und Präsident von Pax Christi Deutschland, Peter Kohlgraf, fordert den Abzug von US-Atomwaffen aus Deutschland. Inzwischen habe sich "eine gefährliche Sorglosigkeit gegenüber der atomaren Bewaffnung und dem sogenannten Nato-Schutzschirm" entwickelt, sagte Kohlgraf am Samstag in einer Videobotschaft bei dem wegen der Corona-Pandemie online stattfindenden kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen in Büchel. Die Gemeinde in der Eifel zwischen Koblenz und Trier gilt als einziger Standort in Deutschland, an dem noch US-Atomraketen gelagert sind. Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW vermutet dort bis zu 20 Atomwaffen.

"Gemeinsam machen wir uns dafür stark, dass auch Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt und damit einen Beitrag zu einer dauerhaften internationalen Friedensordnung leistet", sage der Bischof. Der Atomwaffenverbotsvertrag verpflichtet zum Verzicht auf Herstellung, Besitz und Einsatz von Atomwaffen und verbietet deren Lagerung im eigenen Staatsgebiet. Kohlgraf fügte hinzu: "Gemeinsam machen wir uns stark für den Abzug der Atomwaffen aus Büchel."

Abschreckung kein Weg zum Frieden

Kohlgraf sagte, die Logik der atomaren Abschreckung sei kein Weg zum Frieden. Die Idee der Sicherheit durch Abschreckung müsse endlich überwunden werden. Das gelte gerade in diesen Tagen, in denen vom Heraufziehen eines neuen "Kalten Krieges" zwischen den USA und China gesprochen werde und auch andere Großmächte aufrüsteten.

Der Präsident der katholischen Friedensbewegung Pax Christi betonte: "Protest ist gut und wichtig." Aber mindestens genauso wichtig sei es, aktiv für Wege zu werben, "die zu echtem Frieden führen". Ziel müsse sein, auf einen Bewusstseinswandel hinzuarbeiten, so Kohlgraf. An die Teilnehmer des Protesttages gerichtet sagte er: "Mit Ihren politischen Aktionen verleihen Sie auch der christlichen Friedensethik Ausdruck."

Am Samstag ist ab 13.00 Uhr auf der Internetseite der Projektgruppe "Kirchen gegen Atomwaffen" ein Film mit Wortbeiträgen, Musik und Szenen der bisherigen kirchlichen Aktionstage in Büchel zu sehen. Am diesjährigen dritten kirchlichen Aktionstag ist auch die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus, beteiligt. (KNA)