Bistum Limburg legt umfangreichen Aufarbeitungsbericht vor

Bätzing kündigt "schmerzliche" Maßnahmen gegen Missbrauch an

Veröffentlicht am 13.06.2020 um 17:19 Uhr – Lesedauer: 

Frankfurt/Limburg ‐ 70 Experten haben an einem Projekt zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Limburg gearbeitet. Nun wurden die Ergebnisse vorgestellt. Für Bischof Georg Bätzing steht fest: "Es muss nun zu Maßnahmen kommen, die wehtun und Diskussionen auslösen."

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Die Ergebnisse eines umfangreichen Projekts zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Limburg sind am Samstag in Frankfurt vorgestellt worden. Der Limburger Bischof Georg Bätzing als Auftraggeber zeigte sich anschließend entschlossen: "Es muss nun zu Maßnahmen kommen, die wehtun und Diskussionen auslösen", sagte er bei der Übergabe des mehrere hundert Seiten umfassenden Berichts in der Paulskirche. "Dieser Weg wird schmerzlich sein, aber wir werden die Maßnahmen umsetzen", betonte Bätzing, der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Ergebnisse "schreien" nach wirksamen Maßnahmen

Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Der Beginn von Ehrlichkeit". Gemeinsam mit Ingeborg Schillai, der Präsidentin der Diözesanversammlung, überreichte Bätzing ein Exemplar des Abschlussberichts an Martin Schmitz als Vertreter der Betroffenen. Schillai betonte, die Ergebnisse der Studie "schreien danach, dass wir endlich wirksam gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche und gegen seine Vertuschung vorgehen".

Insgesamt 70 Experten hatten seit September 2019 im Auftrag des Bistums in dem Projekt mit dem Titel "Betroffene hören – Missbrauch verhindern" mitgearbeitet. In neun Teilprojekten analysierten sie den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Diözese seit rund 70 Jahren. Zugleich entwickelten sie Vorschläge, wie systemische Faktoren künftig ausgeschlossen und Missbrauchstaten möglichst verhindert werden könnten. Insgesamt wurden 61 Maßnahmen vorschlagen.

Bätzing verkündete, er werde als Teil der Maßnahmen vorerst für drei Jahre eine unabhängige diözesane Kommission berufen. Zwei der sieben Mitglieder würden von den 70 aus den Reihen der am beteiligten Experten gewählt, zwei würden vom Diözesansynodalrat bestimmt, zwei sollten aus dem Kreis der Betroffenen stammen und eine Person werde von ihm benannt. Um die Maßnahmen zu koordinieren und zu forcieren, werde er eine oder einen Bischöflichen Beauftragten berufen. Des Weiteren werde es im Anblick etwa des "Desasters" bei der Führung früherer Personalakten in diesem Bereich Verbesserungen geben, zudem eine "Gleichstellungsordnung" im Bistum und "ein weniger großes Machtgefälle" in der Kirche, so Bätzing.

"Unbeschreiblich großes Maß an Elend und Leid"

Josef Bill, Projektmitarbeiter und Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht im Ruhestand, bilanzierte: "Wir haben bei unseren Untersuchungen ein unbeschreiblich großes Maß an Elend und Leid der oft schwer traumatisiert zurückgelassenen Betroffenen feststellen müssen." Als Gegenstück habe sich "eine erhebliche Portion von sexuell motivierter und unvorstellbar schlimmer pädosexueller Eigensucht der beschuldigten Täter" gezeigt.

Insgesamt wurden den Angaben zufolge 46 aktenkundige Fälle aus der Zeit von 1946 bis heute untersucht, wovon 24 der Beschuldigten bereits verstorben seien. In einem Viertel der Fälle sei schwerer Missbrauch durch einen Priester über einen längeren Zeitraum beschrieben. Etwa zwei Drittel der Beschuldigten waren bei der ersten Aufdeckung über 40 Jahre alt.

Alle Beschuldigten seien zwar namentlich bekannt, sie würden aber "aus rechtlichen Gründen im öffentlichen Bericht pseudonymisiert". Nur die in herausragenden Funktionen tätigen früheren "Entscheider" – Bischöfe, Generalvikare und Personaldezernenten – würden mit Klarnamen benannt. (mal/KNA/epd)

14.6., 11.10 Uhr: ergänzt um weitere Informationen

Projekt "Betroffene hören – Missbrauch verhindern"

Weiterführende Informationen zum Aufarbeitungsprojekt "Betroffene hören – Missbrauch verhindern" finden Sie auf der Internetseite des Bistums Limburg. Dort gibt es auch den Abschlussbericht zum Download.