Zum Tod des früheren Speyerer Oberhirten

Bischof Anton Schlembach: "Es ist eine Lust, katholisch zu sein"

Veröffentlicht am 16.06.2020 um 09:27 Uhr – Lesedauer: 

Speyer ‐ Fast ein Vierteljahrhundert war Anton Schlembach Bischof von Speyer. Im romanischen Kaiserdom empfing er Papst Johannes Paul II., aber auch viele andere Staats- und Regierungschefs, und wohnte noch 2017 der Trauerfeier für Altbundeskanzler Helmut Kohl bei. Nun ist er mit 88 Jahren gestorben. Ein Porträt.

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Wirkliche Glaubenszweifel waren nicht Sache des Speyerer Altbischofs Anton Schlembach: "Das Christentum ist wahr, das Christentum ist gut, das Christentum ist schön, es gibt nichts Besseres." Das müsse überzeugend und leuchtend verkündet werden, fasste er seine Überzeugung zusammen. Immer wieder mahnte er eine "Kultur der Liebe" an, und warnte, die Grundwerte und die Humanität seien dort gefährdet, wo es keinen Gottesglauben gebe.

Am Montag ist Schlembach nun im Alter von 88 Jahren in Speyer gestorben. Er hatte der pfälzischen Diözese bis zu seinem altersbedingten Rücktritt 2007 fast ein Vierteljahrhundert vorgestanden. "Er war mit Leib und Seele Bischof von Speyer. Wir danken ihm von ganzem Herzen für seinen außerordentliche Einsatz", erklärte sein Nachfolger, der amtierende Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann.

Für sein Alter ging es Schlembach lange gut. Der Altbischof wohnte in einem Caritas-Altenzentrum in Speyer, war geistig fit und hielt sich mit Lesen auf dem Laufenden. Zuletzt war er gesundheitlich etwas beeinträchtigt, weshalb er 2016 nicht wie geplant sein 60-jähriges Priesterjubiläum feiern konnte. Er erholte sich, doch in den vergangenen Monaten hatte es Phasen gegeben, in denen es Schlembach nicht gut ging.

Besuch von Papst Johannes Paul II. als Höhepunkt

Zu den Höhepunkten seiner Amtszeit zählte Schlembach den Besuch von Papst Johannes Paul II. 1987 im Kaiserdom und die Seligsprechung des pfälzischen Priesters, Sozialreformers und Ordensgründers Paul Josef Nardini. Das war 2006. Für den Altbischof, der den Seligsprechungsprozess auf den Weg gebracht hatte, eine "beglückende Fügung, das schönste Jubiläumsgeschenk".

Doch nicht nur der Papst war in Speyer, viele andere Staats- und Regierungschefs besuchten auf Einladung von Altkanzler Helmut Kohl (CDU) Speyer und statteten dabei auch der größten romanischen Kirche der Welt einen Besuch ab. Schlembach war auch dabei, als 2017 im Kaiserdom der Trauergottesdienst für Kohl stattfand.

Bild: ©KNA/Wolfgang Radtke

Anton Schlembach, damals Bischof in Speyer (l.), und Benedikt XVI., damals Papst, beim XX. Weltjugendtag vom 16. bis 21. August 2005 in Köln.

Schlembach wurde als ältestes von vier Kindern einer Bauernfamilie im unterfränkischen Großwenkheim geboren. Gerne erinnert er sich an die dortige "sehr schöne Barockkirche". Das Gotteshaus sei "ein Raum, der froh stimmt, hell ist". Von daher seien für ihn Glaube und Kirche immer mit "Licht und Freude" verbunden gewesen.

Die Priesterweihe empfing er 1956 in Rom. Die Weihe in der Heiligen Stadt, sagte er, sei für ihn Ansporn gewesen, sich um "ein katholisches, um ein weltkirchliches Bewusstsein" zu bemühen. Als Johannes Paul II. ihn 1983 zum Bischof ernannte, war Schlembach Generalvikar in Würzburg. Die Ernennung kam für ihn "völlig überraschend". Er habe es zunächst nicht glauben können, um Bedenkzeit gebeten, dann sein Einverständnis gegeben.

Letzte Ruhestätte: Speyerer Dom

Am 16. Oktober 1983 wurde Schlembach im Speyerer Dom zum Bischof geweiht, ein Mann der lauten Töne wurde er indes nicht. Als er 24 Jahre später aus Altersgründen zurücktrat, würdigte ihn der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, als nachdenklichen, gewissenhaften und unerschrockenen Menschen und Bischof. Schlembach habe länger schweigen können, doch wenn er sich zu Wort gemeldet habe, habe er etwas zu sagen gehabt.

Es versteht sich fast von selbst, dass Schlembach auch später nicht gefährdet war, sich in tagesaktuelle Dinge einzumischen. Wenn aber wie nach dem Festgottesdienst zur Weihe des Kaiserdoms vor 950 Jahren 2011 der berühmte Domnapf vor der Kathedrale gefüllt ist, dann mischte sich der Altbischof mit einem Glas Wein in der Hand unters Volk. Und es war ihm anzusehen, dass er großen Spaß hatte.

Natürlich, sagte Schlembach in einem Interview, gebe es auch für einen Priester Enttäuschungen, Sorgen, Zweifel. Nie aber gebe es einen hinreichenden Grund, hoffnungslos zu werden, sich in Kritik und Anklage zu erschöpfen. "Viel öfter", so der Bischof in einer persönlichen Bilanz, "habe ich Grund zu sagen: Es ist eine Lust, katholisch zu sein." Seine letzte Ruhestätte wird Schlembach dort finden, wo er fast ein Vierteljahrhundert über seine Freude am christlichen Glauben gesprochen hat: im Speyerer Dom.

Von Michael Jacquemain (KNA)