"Begriffe schaffen Wirklichkeiten"

Pater Hagenkord: "Rasse" aus Hochgebet streichen

Veröffentlicht am 16.06.2020 um 10:35 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Um die "Rasse" im Grundgesetz ist eine Debatte entbrannt – aber auch im Gebet der Kirche kommt der Begriff vor: Ein Hochgebet spricht von "Rassen". Der Jesuit Bernd Hagenkord plädiert dafür, das Wort zu streichen.

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Der Jesuit Bernd Hagenkord plädiert dafür, das Wort "Rasse" aus dem Hochgebet zu streichen. In einem Beitrag auf seinem Blog (Dienstag) regt Hagenkord an, bei der Revision der deutschen Übersetzung des Messbuchs den "Menschen abwertenden falschen Begriff" aus dem Votivhochgebet "Versöhnung" zu streichen. Hagenkord selbst habe "rein instinktiv" beim Beten des Hochgebets "Herkunft" statt "Rasse" verwendet, auch wenn er ansonsten kein Freund davon sei, Hochgebete in der Messe "einfach zu verändern".

"Das Wort sollte in unserer Liturgie nicht mehr vorkommen", so der Jesuit. Das liturgische Beten solle "dem Auffassungsvermögen des Volkes angepasst werden", führt er das Motu proprio Magnum Principium an, mit dem Papst Franziskus die Übersetzung der liturgischen Texte neu geregelt hatte. Die Forderung nach einer Neuübersetzung sieht Hagenkord nicht als "Theoriekram": "Begriffe schaffen Wirklichkeiten. Und wenn ich so rede, als ob es Rassen wirklich gäbe, setzt sich das fest." Der Begriff impliziere, dass es tatsächlich einen biologischen Unterschied zwischen Menschen gebe.

Nur ein Hochgebet erwähnt "Rasse"

Bisher heißt es im Hochgebet "Versöhnung" in den Interzessionen, den an das Herabrufen des Heiligen Geistes folgenden Bitten: "Wie du uns hier am Tisch deines Sohnes versammelt hast […] so sammle die Menschen aller Rassen und Sprachen, aller Schichten und Gruppen zum Gastmahl der ewigen Versöhnung […]." Das Hochgebet wurde zum Heiligen Jahr 1975 approbiert.  In den anderen Hochgebeten wird das Wort "Rasse" nicht verwendet.

Das Wort "Rasse" wurde bei der Einführung des neuen Gotteslobs 2013 im ursprünglich "Singt dem Herrn alle Völker und Rassen" benannten Neuen Geistlichen Lied ersetzt. Mit Zustimmung der Deutschen Jesuitenprovinz, die die Rechte an dem von Hans-Bernhard Meyer SJ getexteten Lied hält, wurde der Text in "Singt dem Herrn alle Völker der Erde" geändert. Unter anderem im gemeinsamen Eigenteil von Freiburg und Rottenburg-Stuttgart sowie in München und Freising ist nun diese Fassung zu finden.

Hagenkord schließt mit seiner Forderung an die Debatte um das Wort "Rasse" im Grundgesetz an. Dessen Artikel 3 Absatz 3 verbietet eine Benachteiligung unter anderem aufgrund von "Rasse". Dieser Begriff steht in der Kritik, da seine Verwendung die Existenz von "Menschenrassen" impliziere. Die Grünen schlagen vor, stattdessen die Formulierung "rassistisch benachteiligt" zu verwenden. Zustimmung zu dem Vorstoß kommen aus der SPD, Linken und FDP, Kritik aus Teilen der CDU und von der AfD. (fxn)